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Berlin: CDU sieht "krasse Ungleichbehandlung": Hans-Carossa-Gymnasiums bietet zwei fünfte Klassen mit modernen Fremdsprachen

Am Gatower Flughafen wird demnächst der Traum hunderter Berliner Familien wahr. Das Hans-Carossa-Gymnasium eröffnet zwei fünfte Klassen mit modernen Fremdsprachen - ein Novum in dieser Stadt.

Am Gatower Flughafen wird demnächst der Traum hunderter Berliner Familien wahr. Das Hans-Carossa-Gymnasium eröffnet zwei fünfte Klassen mit modernen Fremdsprachen - ein Novum in dieser Stadt. Allerdings werden "normale" Berliner nur aufgenommen, wenn es nicht genügend Nachfrage von Seiten der Bonner Zuzügler gibt. Die CDU sieht darin eine "krasse Ungleichbehandlung". In diesen Tagen werde die offizielle Genehmigung für das Vorhaben erteilt, kündigte sie Senatsschulverwaltung gestern auf Nachfrage an.

"Wes Brot ich ess - des Lied ich sing" - nach diesem Motto wird bei der Sondergenehmigung verfahren, denn der Bund hat immerhin 80 Prozent der Baukosten für das aufwendige Schulhaus aufgebracht. Grundlage hierfür ist der städtebauliche Vertrag, den Bundesregierung und Land Berlin am 31. August 1998 schlossen. Dort wurde unter anderem festgehalten, dass am Wohnungsbaustandort Gatow (ehemaliger Flughafen) zwei Züge grundständig, also ab Klasse fünf, zu organisieren seien, falls genügend Anmeldungen vorlägen.

Längst wurde entschieden, dass keine neue Schule gegründet wird, sondern die Spandauer Hans-Carossa-Gymnasium lediglich umzieht. Im Dezember 1999 wurde das Richtfest gefeiert. Der ansehnliche Neubaukomplex besteht zudem aus drei Kitas und einer Grundschule, die ebenso wie das Gymnasium eine dreiteilige Sporthalle erhalten wird. Grundschule und Gymnasium sollen in den Klassen 5 und 6 eng kooperieren, heißt es im Entwurf des Genehmigungsschreibens, das dem Tagesspiegel vorliegt. Deshalb wird die Schule sogar das Label "besondere pädagogische Prägung" erhalten.

Noch sieht es nicht so aus, als könnten allein die Bonner Zuzügler die rund 60 "grundständigen" Plätze belegen, denn laut Schulleiter Udo Gerrmann sind von den geplanten 1240 neuen Eigenheimen auf dem Gelände des alten Flughafens erst "einige" fertig. Klar ist aber, dass die Plätze keinesfalls ausreichen, um die Nachfrage der Berliner zu befriedigen. Der CDU-Schulpolitiker Stefan Schlede sieht es deshalb als "krasse Ungleichbehandlung", dass diese Schule das Signum "für Bonner" trage. Er will "gleiches Recht für alle" und wiederholt die CDU-Forderung nach zwei grundständigen Klassen in jedem Bezirk - macht 1380 Plätze.

Schlede erinnert daran, dass 1999 allein am Arndt-Gymnasium in Zehlendorf über 200 Bewerber für eine fünfte Klasse mit modernen Fremdsprachen gab. Bewilligt wurden diese Klassen aber nicht. Schulsenator Klaus Böger (SPD) will mit Hinweis auf die befürchtete Aushöhlung der sechsjährigen Grundschule auch zukünftig keine fünften Gymnasialklassen mit der Fremdsprachenfolge Englisch / Französisch zulassen.

Die Konsequenzen dieser Haltung tragen aber nicht nur die "Altberliner" sondern auch die "Neuberliner" aus Bonn, die sich zu Tausenden in Zehlendorf, Mitte oder Prenzlauer Berg niedergelassen haben. Für sie ist die neue Schule kaum erreichbar, auch wenn Schulleiter Gerrmann betont, mit dem Expressbus ab Bahnhof Zoo brauche man nur rund 30 Minuten für den Weg.

Elisabeth Willkomm, Mutter von fünf Kindern und Vorsitzende des Landesschulbeirats, kündigte gestern an, das Gremium werde die Sondergenehmigung für die Carossa-Schule "kritisch beleuchten". Solange anderswo in der Stadt Lehrer fehlten, sei es nicht vertretbar, dass jetzt etwa für die neuen fünften Klassen in Gatow anderswo Englischlehrer abgezogen würden.

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