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Berlin: CDU-Vizechef will Bibliothek im ICC

SPD beharrt auf Neubau auf Tempelhofer Flugfeld.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Angesichts der ungewissen Zukunft des Internationalen Congress Centrums (ICC) greift der Vize-Landeschef der Union, Michael Braun, eine alte Idee wieder auf. „Das Kongressgebäude am Messedamm wäre ein idealer Standort für die Zentral- und Landesbibliothek“, sagte er am Montag dem Tagesspiegel. Zentral gelegen und mit U- und S-Bahn, aber auch mit dem Auto sehr gut erreichbar. Der Umbau des ICC zur Landesbibliothek sei bisher auch „das einzige Konzept, das tragfähig ist“.

Denn die Sanierung und Modernisierung als Kongresszentrum ist dem Land Berlin zu teuer. Der Senat will dafür nur 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen; das ist die Hälfte der voraussichtlich notwendigen Summe. Ein privater Investor, der das ICC wenigstens teilweise für kommerzielle Zwecke übernehmen könnte, ist nicht in Sicht. Es droht also, wie berichtet, der Leerstand oder gar Abriss des 1979 eröffneten Gebäudes. Anfang 2014 läuft die Betriebsgenehmigung für das ICC wegen gravierender technischer Mängel ab. Von einem Abriss will der Christdemokrat Braun aber nichts wissen. „Und den Bau als Schandfleck über Jahrzehnte stehen zu lassen, ist auch keine Lösung.“ Also: Umbau zur Landesbibliothek. Der Vizechef der CDU knüpft damit an einen Vorschlag von Christian Goiny an, dem haushaltspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Es gibt sogar eine Konzeptstudie des Berliner Architekturbüros KPS Jürgen Engel, das das ICC gut kennt, weil es 2008 ein Sanierungsgutachten für den Kongressbau neben dem Messegelände ausgearbeitet hat.

Das äußere Erscheinungsbild des markanten Gebäudes bliebe laut Studie weitgehend erhalten, das ICC würde aber entkernt und innen umgestaltet, die Fassade energetisch saniert und große Glasfronten eingebaut. Nach Einschätzung der Architekten ließe sich dies mit den 200 Millionen Euro aus Landesmitteln für die ICC-Sanierung und den 270 Millionen Euro für den geplanten Neubau einer Landesbibliothek auf dem Tempelhofer Feld finanzieren. Dem steht entgegen, dass die SPD an dem Bibliotheksneubau bisher noch festhält, auch mit Rücksicht auf den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, der das Projekt initiiert hat.

Außerdem wurden schon Tatsachen geschaffen. Zwar nicht mit dem Baukran, aber auf dem Papier. Ein Ideenwettbewerb für die „Standorteinbindung der Zentral- und Landesbibliothek“ wurde im April dieses Jahres entschieden. Dem soll nun ein Realisierungswettbewerb mit EU-weitem Bewerbungsverfahren folgen, zu dem 30 bis 50 Bewerbergemeinschaften oder Generalplaner eingeladen werden. In dieser Wahlperiode, die im Herbst 2016 endet, werden im Haushalt aber nur Planungsmittel zur Verfügung stehen. Über das endgültige Schicksal des ICC will der Senat Anfang 2014 entscheiden. Ulrich Zawatka-Gerlach

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