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Berlin: Charité geht auf Distanz zur Bundeswehr

Von Ingo Bach Die Charité geht auf vorsichtige Distanz zum Bundeswehrkrankenhaus, mit dem die Universitätsklinik seit geraumer Zeit über eine enge Zusammenarbeit verhandelt. Man befinde sich noch im Entscheidungsprozess.

Von Ingo Bach

Die Charité geht auf vorsichtige Distanz zum Bundeswehrkrankenhaus, mit dem die Universitätsklinik seit geraumer Zeit über eine enge Zusammenarbeit verhandelt. Man befinde sich noch im Entscheidungsprozess. „Der Vorstand wird sich in den nächsten zwei bis drei Monaten dazu äußern, ob und wie wir mit der Bundeswehr kooperieren“, sagt der ärztliche Direktor der Charité, Manfred Dietel. Bis vor kurzem bemühte sich die Charité noch, den Eindruck zu vermitteln, man habe sich dem Bundeswehrkrankenhaus über die Kooperation bereits geeinigt.

Anlass der neuen Distanz ist die massive Kritik, die der Chef des Bundeswehrkrankenhauses, Georg Mager, im Tagesspiegel geäußert hatte. Mager hatte die Brandsicherheit des Bettenhochhauses der Charité in Zweifel gezogen und definitiv ausgeschlossen, dass seine Klinik in das Gebäude einzieht, so wie von der Charité erhofft. Mager will einen Neubau auf dem Charité-Gelände. Dietel hält dagegen: „Das Hochhaus ist absolut sicher. Sämtliche Sicherheitsauflagen sind erfüllt." Er sei von der Kritik seines Bundeswehrkollegen überrascht, „obwohl dieser sich im Bettenhochhaus nicht auskennt."

Dietel, der die Kooperation mit der Bundeswehr befürwortet, räumt starke Zweifel der Charité-Belegschaft gegenüber einer Fusion ein. „Viele Mitarbeiter fürchten, dass die reine Krankenversorgung gegenüber der Forschung und Lehre - der eigentlichen Aufgabe eines Uniklinikums - ein deutliches Übergewicht bekommt." Außerdem habe man Angst, dass Personalentscheidungen von der Bundeswehr dominiert werden und die akademischen Belange dabei in den Hintergrund treten. Diese Skepsis beruht vor allem auf den Erfahrungen in Ulm, wo die Bundeswehr schon länger mit dem dortigen Uniklinikum kooperiert. „Wir wollen die Bundeswehr akademisieren und nicht die Charité militarisieren", sagt Dietel.

Sollten die Verhandlungen zwischen Bundeswehrkrankenhaus und Charité platzen, hätte das Universitätsklinikum daran mehr zu knabbern, meinen Experten. Denn es ist auf die Mitgift von 100 Millionen Euro, die das Bundeswehrkrankenhaus mit in die Klinikehe einbrächte, angewiesen. Die notwendige Sanierung des Bettenhochhauses und einiger anderer Gebäude kostet rund 150 Millionen Euro - Geld, das sie Charité nicht hat. Die Bundeswehr hat ihr Krankenhaus an der Scharnhorststraße dagegen in den letzten Jahren mit Millionenaufwand modernisiert. Die 100 Millionen Euro waren für den letzten Bauabschnitt gedacht.

Trotzdem glaubt die Charité-Leitung, die Sanierung auch ohne die Bundeswehr stemmen zu können. Dazu sollen Teilfunktionen privatisiert und Investoren mit ins Boot geholt werden. Ein Antrag auf Privatisierung der Krankenversorgung liegt bereits beim Senat zur Genehmigung vor. Außerdem könne der nichtmedizinische Bereich, wie Verwaltung, Versorgung und Gebäudemanagement, von einem Unternehmen betrieben werden. Dietel: „Der Reiz daran wäre, dass der private Betreiber dann gut dasteht, wenn er mit möglichst schlanker Organisation ein optimal funktionierendes Krankenhaus schafft, und dazu gehören auch Investitionen in die Bausubstanz.“

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