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Berlin: Charité in Not: Pflegepersonal will ab heute streiken

OP-Mitarbeiter in Mitte und Wedding im Ausstand. Gewerkschaft bleibt mit Senat im Gespräch

An der Charité beginnt am heutigen Dienstag ein Streik des Pflegepersonals. Von 7 Uhr an sollen die Operationssäle in Mitte und im Virchow-Klinikum in Wedding bestreikt werden, teilte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Montagabend mit. „Rund 250 Beschäftigte werden Arbeitskampfmaßnahmen ergreifen“, sagte Verdi-Sprecher Werner Koop. Deutschlands größtes Universitätsklinikum habe sich auf Streik eingestellt, hieß es von der Krankenhausleitung.

Zu welchen weiteren Beeinträchtigungen es kommen wird, falls die Gewerkschaft den Streik in den kommenden Tagen ausweitet, war bis Redaktionsschluss noch unklar. „Wir werden alles tun, um die Notfallversorgung sicher zu stellen“, sagte Klinik-Sprecherin Kerstin Endele. Zwischen 8 und 18 Uhr könne man sich unter der Rufnummer 450550500 über streikbedingte Einschränkungen informieren. Nicht streiken werden dagegen die Ärzte. Das Krankenhaus hatte mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund einen gesonderten Tarifvertrag abgeschlossen. Verdi hat der Charité außerdem eine Notdienstvereinbarung vorgelegt. Das Papier war bis gestern Abend von der Klinikleitung aber noch nicht unterzeichnet worden. Wenn diese Vereinbarung umgesetzt wird, bestehe keine Gefahr für das Wohl der Patienten, teilte Koop mit.

Noch am Montag hatte Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei/PDS) dem Charité-Vorstand und der Gewerkschaft ein Vermittlungsangebot unterbreitet. Das habe immerhin dazu geführt, dass in dieser Woche weitere Gespräche zwischen den Tarifparteien geplant seien, sagte Flierls Sprecher Torsten Wöhlert. Am vergangenen Freitag hatten bei der Urabstimmung in der Charité mehr als 91 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder unter den 12 800 Pflege- und Verwaltungsangestellten einem Streik zugestimmt. Wie viele Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind, ist nicht bekannt. Noch kurz vor der Urabstimmung seien Beschäftigte in die Gewerkschaft eingetreten, hieß es von Mitarbeitern. Verdi gewährt seinen Mitgliedern Rechtsschutz und zahlt Streikgeld.

Die Tarifverhandlungen mit dem Krankenhaus begannen 2004. Die Gewerkschaft hatte immer wieder mit Protestaktionen und Warnstreiks auf eine Übernahme des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes (TVöD), wie er in anderen Bundesländern gilt, gedrängt. Das Pflegepersonal hat laut Verdi seit 2002 keine Gehaltserhöhungen mehr erhalten. Die Gewerkschaft fordert deshalb, wie im TVöD vorgesehen, 4,4 Prozent mehr Lohn. Senator Flierl sprach sich am Montag zwar für höhere Einkommen aus, lehnte eine vollständige Übernahme des TVöD aber ab. Mit 15 000 Mitarbeitern ist die Charité der zweitgrößte Arbeitgeber in Berlin.

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