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Berlin: Charité will sich gesundsparen

Aufsichtsrat billigt Wirtschaftsplan – und macht Weg für Sanierung und Entschuldung der Uniklinik frei

Das jahrelange Tauziehen um die Finanzen der Charité ist vorerst beendet. Der Aufsichtsrat der landeseigenen Universitätsklinik hat dem Wirtschaftsplan für das laufende Jahr zugestimmt. Dem Budget 2011 und den immer wieder verschobenen Bauvorhaben steht nichts mehr im Weg. Finanzsenator und Aufsichtsratmitglied Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) hatte die verschuldete Klinik zuvor auf einen ausgeglichenen Haushalt 2011 verpflichtet.

Stolz wies die Charité-Spitze am Freitag auf das Jahresergebnis 2010 hin: Hatte es kürzlich noch geheißen, die Klinik mache 2010 erneut 20 Millionen Euro Verlust, woraufhin der schwelende Streit zwischen Nußbaum und Charité-Chef Karl Max Einhäupl eskaliert war, legte das Klinikum nun ein leicht besseres Jahresergebnis von minus 17,8 Millionen Euro vor – und bekräftigte: „Die schwarze Null für 2011 steht.“ Bildungssenator und Aufsichtsratschef Jürgen Zöllner (SPD) erklärte: „Der Vorstand beweist damit, dass er für das Land auch in wirtschaftlichen Fragen ein verlässlicher Partner ist.“ Der Senat verlangt künftig jedoch eine komplett defizitfreie Bilanz. Die Charité versprach, Häuser außerhalb der drei Kernstandorte zu veräußern, einige Sektionen in Mitte, Wedding oder Steglitz zu konzentrieren und intensiver mit dem ebenfalls landeseigenen Klinikkonzern Vivantes zu kooperieren. Wahrscheinlich ist eine gemeinsam mit Vivantes betriebene Strahlenklinik. Schon jetzt gibt es ein gemeinsames Labor.

Ihrem Vorstand zufolge will die Charité außerdem, dass es bis zum Sommer gemeinsame Einkaufslisten mit Vivantes gibt, um bei Medikamenten und Instrumenten von Rabatten zu profitieren. Kürzlich hatte Einhäupl angeregt, dass Charité-Führungskräfte freiwillig auf fünf Prozent ihres Gehalts verzichten. Hunderttausende Euro, allerdings keine ganze Million spare man dadurch im Jahr, sagte Klinikchef Einhäupl. Wie viele Spitzenkräfte mitmachen, behielt die Klinik für sich – fest steht, es sind nicht alle, die gebeten worden sind.

Während die Chefetage der Klinik vorsichtig optimistisch in die Zukunft schaut, ärgern sich Arbeitnehmervertreter: Vergangenes Jahr sind fast 300 Stellen abgebaut worden, 2011 werden erneut 200 Stellen nicht mehr besetzt. 13 000 Berliner arbeiten in der Charité, aufgeteilt auf rund 9000 Vollzeitstellen. Die Gewerkschaft Verdi protestierte unmittelbar vor der Aufsichtsratsitzung am Freitag auch, weil die aktuelle Tarifrunde für die rund 10 000 Pfleger, Schwestern und Techniker zu scheitern droht. Verdi fordert für jeden Beschäftigten 300 Euro mehr pro Monat. Klinikintern gilt als ausgeschlossen, dass sich der Charité-Vorstand dieses Lohnplus unter der vom Senat vorgegebenen Sparlinie leisten wird – auch wenn der Vorstand sagte: Der Wunsch nach mehr Lohn sei verständlich. Dafür seien Zusatzmittel im Krankenhausbudget eingeplant, aber nicht in der geforderten Höhe. Derzeit bekommt eine Charité-Krankenschwester nach zehn Dienstjahren im Schnitt keine 2500 Euro brutto im Monat. In vielen anderen Kliniken gibt es 300 Euro mehr. Warnstreiks sind wahrscheinlich.

Der Senat hatte der Charité 2010 für ihre drei Standorte 330 Millionen Euro für dringende Investitionen und Modernisierungen zugesagt, aber rigides Sparen und die Streichung von 500 der stadtweit 3200 Betten verlangt. Mit der 185 Millionen Euro teuren Sanierung des Bettenturmes in Mitte – dem Wahrzeichen der Klinik – wird 2013 begonnen.

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