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"Charity Summit 2012": Buschkowsky: Es fehlt an Solidarität

Im Museum für Kommunikation in Mitte tagte der Charity Summit 2012. Alle fragten sich: Wie geht das, eine "Gesellschaft in Vielfalt"

Wenn man erklären will, was genau „Inklusion“ bedeutet, eignet sich die Geschichte von Andy Holzer besonders gut. Das war wohl auch der Grund, warum Peter-Claus Burens, Gründer der Gesellschaft für Private Public Partnerships, den blinden Extrembergsteiger zum Charity Summit 2012 ins Museum für Kommunikation geladen hat. Von Geburt an ist der 45-Jährige blind und hat trotzdem bereits auf sechs Kontinenten die jeweils höchsten Gipfel erstiegen. Dass der Mount Everest noch nicht dazuzählt, liege vor allem daran, dass er dafür noch keinen Sponsor gefunden habe, sagte er. „Verantwortung ist meine Motivation“, erklärte Holzer, dem das Gefühl viel gibt, mit seinen Entscheidungen dafür zuständig zu sein, dass eine Seilschaft nicht abstürzt. Er habe immer vergessen, dass er eingeschränkt war. „Wir haben so viele Ressourcen unter der Schädeldecke, die wir nicht im Ansatz ausschöpfen.“

Cem Özedmir: Ich wurde in gebrochenem Deutsch angesprochen

Mit dieser Haltung lässt sich vieles überbrücken, was die „Gesellschaft in Vielfalt“, um die es ging, immer wieder zurückwirft. Auf der Agenda stand das „Miteinander von Migranten und Deutschen, Menschen mit und ohne Behinderung, Alt & Jung, Arm & Reich, Mann & Frau“. Für den Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) ist es noch ein weiter Weg zur echten Teilhabe. Ständig habe er Kinder vor Augen, die in eine Leistungsgesellschaft hineingeboren werden, ohne dass man ihnen deren Parameter mitgibt. „Wie sollen wir eine Gesellschaft in Vielfalt werden, wenn einigen die Türen verschlossen bleiben?“, fragte er und sprach von einer „entsolidarisierten Gesellschaft“. Dem widersprach der Kuratoriumsvorsitzende der Hertie-Stiftung, Michael Endres. Er hat gute Erfahrungen mit konkreter Einzelfallhilfe gemacht. Auch wenn man Integration dem Staat nicht allein überlassen dürfe, sei sie doch ein dankbares Feld für große Stiftungen und gemeinnützige Organisationen. Cem Özdemir erzählte am eigenen Beispiel, mit welchen Hürden ein in Deutschland geborenes Migrantenkind zu kämpfen hatte. Obwohl er selber fließend schwäbelte, wurde er von der Chefin einst in gebrochenem Deutsch angesprochen. „Türkisch wird immer noch als Unterschichtensprache wahrgenommen“, klagte der Parteichef der Grünen.

Inklusion statt Exklusion

„Exklusion können wir alle gut“, machte Martin Georgi vom Vorstand der Aktion Mensch geltend: Die meisten Behinderten arbeiteten in geschützten Werkstätten. Er wünscht sich, dass Inklusion kein Fremdwort mehr sei, sondern gelebte Wirklichkeit, in der jeder Mensch nach seinen Möglichkeiten an der Gesellschaft teilhaben kann. So wie der Tiroler Andy Holzer. Am Ende stand der Gedanke, dass Gesellschaft in Vielfalt dann möglich ist, wenn jeder vom anderen einen Nutzen erwartet.

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