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Berlin: Charlotte von Mahlsdorf: Eine Kaffeetafel zum Geburtstag - Das Gründerzeitmuseum feiert sein 40. Jubiläum

Charlotte von Mahlsdorf ist wieder in Berlin: Zum zweiten Mal nach der Übersiedlung 1997 nach Schweden, besucht sie Deutschland. Charlotte, alias Lothar Berfelde, kommt zu einer ganz besonderen Feier.

Charlotte von Mahlsdorf ist wieder in Berlin: Zum zweiten Mal nach der Übersiedlung 1997 nach Schweden, besucht sie Deutschland. Charlotte, alias Lothar Berfelde, kommt zu einer ganz besonderen Feier. Heute vor 40 Jahren war die Geburtsstunde des Gründerzeitmuseums am Hultschiner Damm 333. Die damals 32-jährige führte in den frühen Abendstunden erstmalig Besucher durch das Mahlsdorfer Gutshaus: Straßenbahnarbeiter und Gärtner des angrenzenden landwirtschaftlichen Betriebes. Die Anfänge waren bescheiden. Charlotte konnte ihre Schätze zunächst nur in zwei Räumen zeigen. Erst nach und nach wurden von ihr die anderen Zimmer hergerichtet und ausgestaltet. Jetzt gibt es acht Ausstellungsräume. Ein bisschen aufgeregt ist sie schon, sagt Charlotte von Mahlsdorf. Aber vor allem freue sie sich auf die Geburtstagsfeier und das Wiedersehen mit den vielen Freunden. "Ich bin außerdem sehr froh, dass sich das Museum in einem gutem Zustand befindet", lobt sie den Förderverein Gutshaus Mahlsdorf. Seit Charlottes Wegzug kümmern sich die etwa 30 Kunstinteressierten Mahlsdorfer um ihr Lebenswerk. Mit Hilfe von Sponsoren wurden dringend notwendige Reparaturen am denkmalgeschützten Gebäude ausgeführt: Wände verputzt und gestrichen sowie Fußböden konserviert. Für mehr reichte das Geld bislang nicht. Die stellvertretende Leiterin des Vereins, Monika Schulz, schätzt, dass für die komplette Sanierung des Hauses zwei Millionen Mark nötig wären.

Wenn Charlotte wieder selbst durch das Haus führt und ihre vielen Geschichten in der "Mulack-Ritze", dem Herrenzimmer oder dem Musikautomatenzimmer erzählt, werden sich wahrscheinlich nur wenige an das Hickhack um die Bezahlung der wertvollen Sammlung erinnern. Wie berichtet, hatte die Lotto-Stiftung vor drei Jahren dem Bezirk den Kauf der 523 000 Mark teuren Gegenstände mit einem Zuschuss von 400 000 Mark ermöglicht. Weil aber Charlotte den Restbetrag nicht wie verabredet bekam, klagte sie 1998. Bezirksbürgermeister Uwe Klett (PDS) ließ daraufhin zunächst den Betrag aus Haushaltsmitteln überweisen - eine Notlösung, denn mit dem Griff in die Bezirkskasse hatte er gegen die Satzung der Stiftung verstoßen. Nach mehr als einjähriger Sponsorensuche waren dann im Herbst 1999 96 000 Mark zusammen.

Das kleine Museum hat sich inzwischen im In- und Ausland einen Namen gemacht. Seit 1997 kamen rund 12 000 Besucher. Sie nahmen an Führungen, Konzerten und Lesungen teil oder richteten im historischen Ambiente eine Familienfeier aus. Außerdem ließen sich am Hultschiner Damm schon 300 Paare trauen. "Nach dem Weggang von Charlotte mussten wir uns etwas einfallen lassen, schließlich war auf einmal die Hauptperson nicht mehr da", erklärt Monika Schulz. Dass die Museumsgründerin jetzt angereist ist, versteht die stellvertretende Vereinsvorsitzende als Anerkennung für die Arbeit. Auch der Verein will sich heute bedanken. So wurden rund 30 Gäste zu einer Kaffeetafel geladen, die mit Charlotte und dem Museum verbunden sind: Ulla Klingbeil, Schauspielerin Annekathrin Bürger und Bürgermeister Uwe Klett gehören dazu.

bey

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