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Berlin: Charlottenburg: Freifahrt in den Himmel zum 75. Geburtstag

Die arme Fliege. Aus Fliegenperspektive astronomische 126 Meter hoch ist sie geschwirrt: über die Autobahn und das Messegelände auf die offene Aussichtsplattform des Funkturmes und weiter in den Raum direkt darunter.

Die arme Fliege. Aus Fliegenperspektive astronomische 126 Meter hoch ist sie geschwirrt: über die Autobahn und das Messegelände auf die offene Aussichtsplattform des Funkturmes und weiter in den Raum direkt darunter. Dort liegt sie jetzt verhungert auf dem Fensterbrett. Offenbar war ihr der Rückweg versperrt, weil der Funkturm nach ihrer Ankunft wegen Renovierung fünf Wochen lang geschlossen blieb. Gestern war Wiedereröffnung, von der zwar die Fliege nicht mehr profitiert, die Gäste aber um so mehr. Denn vom 4. bis zum 20. September locken die Betreiber mit kostenloser Fahrt zur Plattform und Sonderaktionen im Restaurant.

"Es geht ihm gut", sagte Messesprecher Wolfgang Wagner über den Turm. Der sieht nach der Verjüngung nicht anders aus als vorher, was wegen strenger Denkmalschutz-Auflagen aber beabsichtigt ist. Böse Überraschungen wie den Rostfraß von 1999 gab es in diesem Jahr nicht, so dass die Sanierung wie geplant vor dem 75. Geburtstag des Funkturms am 3. September erledigt ist. Schon vorab wird groß gefeiert: Kurz vor Mitternacht am 31. August soll ein gewaltiges Feuerwerk das stählerne Wahrzeichen illuminieren. "Funkturm in Flammen" heißt die Show, die zugleich die so genannte IFA-Night krönen soll. Die Internationale Funkausstellung (IFA) wird an diesem Tag bis Mitternacht geöffnet sein; viele Aussteller planen Partys und Shows für den Abend.

"Ich hoffe, die Bilder von dem Feuerwerk werden um die Welt gehen", sagte Heiko Falkner, Chef des Funkturm-Restaurants, mit leuchtenden Augen. Auch seinem 55 Meter hoch gelegenen Arbeitsplatz ist die Renovierung kaum anzusehen, weil alles von der braun-schwarz gemusterten Auslegware bis zur gerippten Decke im Zustand von 1926 erhalten bleiben musste. Aber die Bar ist neu, und die Küche hat jetzt nicht nur Internet-Anschluss, sondern auch Cerankochfelder. Laut Falkner profitieren davon auch die Gäste, die von dem alten Herd oft unfreiwillig mitgedünstet worden waren.

Die Tageskarte des von der Messe-Tochterfirma "Capital Catering" betriebenen Restaurants reicht von Kartoffelsuppe über Lamm bis Zander, Hauptgerichte kosten zwischen 16 und etwa 25 Mark. Am Nachmittag gibt es anlässlich der 75-Jahr-Feier ein Kännchen Kaffee plus Kuchen für 7,50 Mark und abends Büfett mit 75 Köstlichkeiten, an dem für 75 Mark zwei Personen bis zum Umfallen essen können. Dazu gibt es jedes Glas Bier für 75 Pfennig - aber nur zum Büfett und nicht einzeln, wie der Restaurantchef betont.

Die dreiwöchige Aktion soll nach der Flaute der vergangenen Jahre endlich wieder mehr Gäste auf den Funkturm locken, der mit der Wende in den Schatten des Fernsehturms am Alex geraten ist. Der liegt zwar dichter an der neuen Mitte. Aber dafür gibt es im Funkturm-Restaurant nur Fensterplätze. Und die offene Aussichtsplattform über der rauschenden Großstadt ist auch irgendwie authentischer als nur ein Blick durch Glas.

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