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Berlin: Charme & Anmut

Die Ahnen gründeten C&A, die Adresse für billige Kleidung. Nachfahre Brenninkmeijer macht auch Mode, aber edel. Jetzt ist er in Berlin

Alexander Brenninkmeijer sieht nicht aus, wie man sich den Sprössling einer uralten Textildynastie vorstellt. Seine Schuhe sind abgelaufen, der Wollmantel abgewetzt, die Jeans verwaschen.

Brenninkmeijers Urahnen Clemens und August Brenninkmeyer verkauften im 19. Jahrhundert Kleider an reiche holländische Bauern, rund 150 Jahre später sind die bevorzugten Kunden Architekten, Künstler und Fotografen in Großstädten wie Berlin, München und Hamburg. Dazwischen liegt die Geschichte des Modeimperiumsmit den Initialen der Gründer: C&A.

In den 80er Jahren gehörte das Familienunternehmen nicht nur zu den bedeutendsten Textilhändlern Europas, die Brenninkmeyers galten auch als große Geheimniskrämer. Erst als C&A allzu oft mit „Cheap and Awful“ übersetzt wurde und die Kunden ausblieben, trat die Familie ins Rampenlicht, um sich als Unternehmen mit Tradition und nicht mehr als namenloser Discounter zu präsentieren.

In den nächsten zwei Tagen kann man sich in Berlin davon überzeugen, dass ein Brenninkmeyer sein Handwerk versteht: Dafür sollte man aber nicht in einer der C&A-Filialen der Stadt, sondern am Monbijouplatz 3 in Mitte vorbeischauen. Dort bietet Alexander Brenninkmeijer seine eigene Kollektion unter dem Namen Clemens en August an. Die ist so etwas wie der Gegenentwurf zur bunten und preiswerten Mode von C&A. Dabei kehrt der Cousin des jetzigen C&A-Chefs mit seiner Marke, wie man schon am Namen erkennen kann, an den Anfang der Familientradition zurück.

Auch der Urenkel macht keine Massenware. Die Kollektion ist zurückhaltend in Schnitt und Farbe, die Qualität ist hoch. Nicht nur weil es jede Größe nur zweimal gibt, muss sich der potenzielle Kunde schnell entscheiden, auch die Zeit ist limitiert: Am Samstagabend wird der Modeunternehmer die Anzüge, Kostüme, Hemden, Mäntel, Jeans und T-Shirts für Männer und Frauen wieder in Pappkartons packen und sie im Lastwagen zur nächsten Verkaufsstation fahren.

Der 37-Jährige hat sein Handwerk bei C&A in London gelernt. Aus dem Familienunternehmen stieg er aus, als er Mitte der 90er Jahre den Designer Kostas Murkudis kennen lernte und ihm beim Aufbau seiner Marke half. Auch wenn Murkudis heute in Berlin lebt und arbeitet, das Team von damals ist noch fast vollständig. Bei Clemens en August machen alle alles, Ehefrau Micheline, die eigentlich Modenschauen organisiert, sucht die Stoffe aus, die Designerin Birgit Rehm verkauft. Der gebürtige Holländer hat sich also einen eigenen kleinen Modekosmos geschaffen – da ist ein Brenninkmeijer trotz holländischer Schreibweise dann ganz Brenninkmeyer.

Clemens en August ist heute und morgen am Monbijouplatz 3 in Mitte, von 11 bis 20 Uhr erhältlich.

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