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Chefsache Tempelhof: Wowereit handelt, seine Senatoren applaudieren

Wer hat das Sagen auf dem Flughafen - und wer wird in Zukunft davon profitieren? Die Landesregierung jedenfalls hat kein Problem mit dem Alleingang ihres Chefs beim Tempelhof-Deal.

Die Kontroversen um die Nutzung des Flughafens Tempelhof durch die Modemesse „Bread and Butter“ tun dem Aufschwung des Standortes keinen Abbruch: Die Veranstalter des Bundespresseballs haben das Baudenkmal besichtigt und der „Chaos Computer Club“ würde wohl auch gerne einziehen. Beim landeseigenen Verwalter des Flughafengeländes, der Berliner Immobilienmanagement GmbH (Bim) erwartet man, dass die horrenden Betriebskosten schon in drei bis fünf Jahren durch Mieterträge gedeckt werden könnten. Und sogar die Irritationen bei Senatsmitgliedern darüber, dass der Regierende Bürgermeister seinen neuen „Ankermieter“ lange verschwieg, legen sich allmählich. Nur bei der Messe Berlin bleibt ein wenig Unbehagen – weil die „Marathon-Messe“ an den Columbiadamm verloren geht.

Eine ernsthafte Konkurrenz will die Messe aber nicht in Tempelhof erkennen: „Können Sie sich einen Medizinerkongress auf dem Flugfeld vorstellen?“, fragt Sprecher Michael Hofer. Und er gibt die Antwort selbst: Dafür fehle es an Technik und Infrastruktur, und die entsprechende Nachrüstung erfordere einen ungeheuren Aufwand. Deshalb will die Messegesellschaft den Flughafen auch nicht als Ausweichquartier nutzen: Der Umbau des ICCs erfolge bei laufendem Betrieb, dazu gebe es einen Senatsbeschluss. Kurzum, der Flughafen sei eine „Event-Location und deshalb eine schöne Ergänzung zur Messe“.

Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke), zugleich Messe-Aufsichtsrat, sieht es ebenso: „Ich kann keine Schwächung des Messestandorts erkennen.“ Durch die Messe „Bread and Butter“ werde der Modestandort Berlin gestärkt. Das sei „aus wirtschaftspolitischer Sicht sehr zu begrüßen“. War er informiert über Wowereits Coup? „Die Mitglieder des Steuerungskreises Entwicklung Tempelhofer Feld waren informiert und an der Entscheidung beteiligt“, so Wolf.

Das überrascht, denn zugleich ist zu hören, dass die ressortübergreifende „Steuerungsgruppe“, die im Juni 2008 erstmals tagte, von der Vermietung an Bread and Butter erst erfahren haben soll, als der Vertrag schon unterschriftsreif in der Geschäftsführung der Modemesse lag. Zu der Gruppe, die monatlich Pläne und Nutzungen des Areals diskutiert, gehören neben Wowereit und Wolf auch Finanzsenator Thilo Sarrazin sowie Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer. Das Tempelhofer Feld gehört als europaweit größtes innerstädtisches Entwicklungsgebiet in die Zuständigkeit ihres Ressorts. Zu dem blitzartigen Abschluss des Mietvertrages sagt Junge-Reyers Sprecherin Manuela Damianakis: „Ich gehe davon aus, dass es ein Sonderfall war.“ Im Übrigen „war das schon in unserem Sinne und wird Tempelhof voranbringen.“ Und an die Adresse von Finanzsenator Thilo Sarrazin: „Auf dem Gelände werden natürlich keine Schafe weiden“.

In unnachahmlicher Weise hatte der Finanzsenator mit diesem Vorschlag wohl seine Gleichgültigkeit gegenüber den lange feststehenden Plänen für die Entwicklung des Flugfeldes zum Ausdruck gebracht: Berlin lässt sich das Schmücken der Freifläche 60 Millionen Euro kosten, um sich an der Internationalen Gartenausstellung zu beteiligen. Entschieden ist auch, dass die Ränder des Feldes im Rahmen einer Internationalen Bauausstellung entwickelt werden.

Bleibt die gute Nachricht von der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement: „In drei bis fünf Jahren wird der Flughafen wirtschaftlich sein“, sagt deren Chef Sven Lemiss. Die Senkung der Betriebskosten und eine Vermietung von 80 Prozent sollen es möglich machen.

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