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Berlin: Chemielehrerin verletzte sich bei Böller-Experiment

Es sollte ein spannender Versuch im Chemieunterricht für den Leistungskurs der 11. Klasse werden, mit buntem Feuer und pädagogischem Effekt - die alljährliche Vorbereitung auf die Gefahren der Silvesterknallerei.

Es sollte ein spannender Versuch im Chemieunterricht für den Leistungskurs der 11. Klasse werden, mit buntem Feuer und pädagogischem Effekt - die alljährliche Vorbereitung auf die Gefahren der Silvesterknallerei. Um 9.30 Uhr ist der Versuch auf dem Schulhof fertig zum spektakulären Abbrennen. Doch dann schießt eine Stichflamme aus den Chemikalien. Die Schüler zucken erschrocken zurück, die Lehrerin wird verletzt, "Hilfe, Hilfe ich brenne!", schreit sie entsetzt. Regine Schürmann, die Direktorin der Marie-Curie-Oberschule, hört diesen Schrei um 9.30 durch die Doppelverglasung ihres Büros gellen.

Die jäh aufschießenden Flammen hatten sie vollkommen überrascht. Sie hatte sichtbare Verbrennungen an Gesicht, Haar und Hals, wie Regine Schürmann sagt. Minuten später liegt die verletzte Kollegin im Nebenzimmer der Direktorin auf einer Bahre. Erste medizinische Hilfe wird geleistet. Inzwischen ist der Notarztwagen der Feuerwehr in die Weimarische Straße in Wilmersdorf unterwegs. Die 20 Schüler aus der 11. Klasse und eine weitere Lehrerin standen drei Meter von der Flamme entfernt, von ihnen wurde niemand verletzt. Keiner der 17- bis 19-jährigen Schüler und Schülerinnen wird verletzt. "Der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von mehreren Metern war während des Experimentes von den Umstehenden eingehalten worden", versicherte der Sprecher der Schulverwaltung, Thomas John.

Im nahegelegenen Sankt-Gertrauden-Krankenhaus entscheiden die Ärzte dann, die 48-jährige Verletzte direkt in den Operationssaal zu bringen, berichtet später die Kollegin, die sie in die Klinik begleitet hat. Bleibende Schäden soll es nicht geben. Das hätten die Ärzte nach erstem Augenschein gesagt. In der Schule werden derweilen Erste-Hilfe-Koffer und die Tragbahre weggeräumt. Der Schreck sitzt Schürmann in den Gliedern. So etwas habe sie in den zehn Jahren an der 800 Schüler fassenden Schule noch nicht erlebt, sagt die Oberstudiendirektorin.

Es sei kein besonders riskanter Versuch gewesen. "Ich habe die da draußen sogar gesehen und gefragt was da gemacht wird", sagte sie am Mittag dem Tagesspiegel. "Tja, hier ist ja was los", habe sie noch gedacht, als sie von dem pyrotechnischen Versuch auf dem Schulhof erfahren habe. Später habe sie die beiden Kolleginnen sofort intensiv befragt, was schief gelaufen sein könnte. "Wir konnten nichts herausfinden."

Normalerweise brennen bei diesem Versuch mehrere in einer Reihe angeordnete Chemikalien kontrolliert, bei sich langsam entwickelnder Flamme ab, sagt sie. Und die Chemielehrerin gilt als erfahren. Sie sollte der jüngeren Kollegin sogar zeigen, wie dieser Versuch funktioniert. "Wir wollten etwas machen, was zur Jahreszeit passt", sagt Schürmann. "Es sollte was Besonderes sein."

Unter den Oberstufenschülern, die sich in der Pause gruppenweise vor dem Portal des gründerzeitlichen Gymnasialbaus versammeln, ist die Stimmung gedrückt. Viele, die es direkt miterlebt hätten, seien erst einmal nach Hause gegangen, erzählt eine Schülerin aus der 11. Klasse. Die meisten hätten unter Schock gestanden, einige sogar geweint. Die dabei waren, wollen selbst nicht über den Unfall sprechen. Die Lehrerin habe sich sogar eine feierliche Stimmung von dem Versuch versprochen, sagt ein Schüler.

Ole Töns

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