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Berlin: Chillen auf Sandsäcken, Gruseln in der Burg Zu Gast in ungewöhnlichen Cafés und Unterkünften

Die meisten Pensionen liegen am Elberadweg.

Eine geschenkte Burg, eine umgebaute Ölmühle oder lieber ein 250 Jahre altes Bauernhaus direkt am Fluss? Die Prignitz überrascht mit ungewöhnlichen Übernachtungsorten. Große Hotelkomplexe findet man dagegen nicht. Und niemand vermisst hier die gewöhnlich gesichtslosen Anlagen aus Stahl, Beton und Glas.

Darin drückt sich nicht zuletzt der späte touristische Aufschwung der Prignitz aus. Bis zur deutschen Wiedervereinigung konnte man die Hotels und Pensionen zwischen Bad Wilsnack, Wittenberge, Perleberg und Lenzen an zwei Händen abzählen. Auf Urlauber oder Tagesausflügler war niemand eingestellt. Stattdessen rauchten in Wittenberge die Schornsteine im Nähmaschinen- und im Zellwollewerk, während in den meisten anderen Städten die historische Bausubstanz verfiel und in der Landwirtschaft die Großproduktion dominierte. In der nordwestlichen Prignitz durfte sich ohnehin kein Fremder auf weniger als fünf Kilometer der Elbe nähern, verlief doch hier die Grenze.

„Der Tourismus begann erst mit der Eröffnung des Elberadwegs Mitte der 90er Jahre“, sagt Uwe Neumann, Chef des Prignitzer Tourismusverbandes. „Bis heute dreht sich bei uns alles um Deutschlands beliebtesten Radweg.“ Er führe die meisten Gäste in die Region, die dann auch längere Zeit hier verweilen. Direkt am Radweg und in dessen Umgebung befinden sich die meisten Übernachtungsplätze.

An Beispielen dafür mangelt es nicht. Das neue Hotel „Alte Ölmühle“ liegt nur wenige Schritte von der Elbe entfernt. Vor wenigen Monaten war es noch Kulisse für einen der größten Plätze zum Sandsackfüllen während des Hochwassers. Tausende Freiwillige schufteten hier im Juni, damit die Elbe in ihrem Bett bleibt. Auch diesmal hielten die Barrieren aus Sandsäcken dem Druck des Wassers stand. Heute dienen die Säcke in einem Turmcafé auf dem Gelände als originelle Sitzgelegenheit. Auch sonst erinnert auf dem Gelände der Ölmühle nichts mehr an die jahrzehntelange Produktion. Auf einer Open-Air-Bühne begeistern alljährlich Operettensänger das Publikum und im Innern einiger Gebäude erklimmen meist junge Leute Kletterwände.

Spannende und gruselige Geschichten hören auch die Gäste des Burghotels Lenzen. Zu DDR-Zeiten verlebten hier „verdiente Parteiveteranen“ ihren Ruhestand, wobei auch sie nicht auf die Aussichtsplattform durften. Sie hätten ja die Grenzsicherungsanlagen einsehen können. Nach der Wende erhielten die Erben die Anlage zurück und schenkten sie dem Bund für Naturschutz Deutschland (BUND), der eine Ausstellung und ein Hotel eröffnete.

In der Nähe steht in Unbesandten ein Ferienhaus, das eine Familie in sieben Jahren wieder originalgetreu hergerichtet hat. Nur durch Zufall entging das 1755 erbaute „Niederdeutsche Hallenhaus“ den einstigen Abrissen in der Grenzregion. Heute gibt es darin zwei ungewöhnliche Ferienwohnungen. Ste.

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