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Der chinesische Künstler Jianping He arbeitet inzwischen in Berlin.

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Chinesische Künstler in Berlin: Östliche Kultur trifft deutsche Hauptstadt

Die klassische chinesische Kultur wird in Europa zwar geschätzt, aber die zeitgenössische Kunst aus China wurde oftmals falsch verstanden. Nun zeigen drei Künstler in Berlin, dass sich Chinas moderne Kunstschaffende nicht mehr länger vor westlichen Kritikern verstecken müssen.

"Was ist die räumliche Beziehungen zwischen den Kanonen der Roten Armee am Platz des Himmlischen Friedens? Was ist der richtigen Blickwinkel, um dieses Problem zu beobachten? Ist Neutralität möglich? Immer wieder frage ich mich diese Fragen, und dies sind die Themen, die ich mit meinen Werken auflösen möchte." So beschrieb Anping Liu seine Arbeit als Maler. 

Die klassische chinesische Kultur wird in Europa geschätzt, aber die zeitgenössische Kunst aus China wurde oftmals falsch verstanden. Nun zeigen drei Künstler in Berlin – Hui Zhang, Jianping He und Anping Liu -, dass sich Chinas moderne Künstler nicht mehr länger vor westlichen Kritikern verstecken müssen. Der 1964 im chinesischen Sanyuan China geborene Künstler Anping reüssierte in seiner Heimat sehr früh mit politisch begründeter Performance, 1989 saß er für ein Jahr im Gefängnis. Der Konzept- und Performancekünstler übersiedelte 1995 nach Berlin und stellt sich derzeit das erste Mal als Maler vor. Seit 2000 arbeitet Anping mit sechs anderen Künstlern in der Galerie „Maschenmode“, die seit 1999 in der Torstraße residiert. Der Kurator der Galerie, Guido Baudach, fand Anpings traditionelle Ausbildung, seine Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und seine Zeit als Dissident in China eine sehr interessante Kombination. 

Es ist deutlich, dass Kommunismus und chinesisches Regime eine wichtige Rolle in Anpings Ausstellungen und Vorstellungen spielen. Seine Werke tragen Titel wie „Tanz den Kommunismus“, „Delirious Beijing“, „Throw Ink on Mao Performance“ und „The Behavior of Young Red is Righteous“. Obwohl Anping vor über 20 Jahren nach Berlin umgezogen ist, ist die Heimat noch ein unvermeidliches Thema seiner Kunstwerke. Alexander Ochs, der in Berlin und Peking eine Galerie unterhält, hat einmal gesagt, dass Anping eine wichtige Figur in der historischen Entwicklung der chinesischen Kunst sei.

Mein zweiter Gesprächspartner, Jianping He, besitzt ein großes Atelier in der Nähe des Kurfürstendamms, wo er mit zwei jungen Mitarbeiterinnen arbeitet. Er spricht fließend Deutsch mit einem deutlichen chinesischen Akzent. "Ich habe letztes Wochenende eine Einzelausstellung in Tokyo gehabt, die 'Flashback' heißt", sagte Jianping, der schon auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken kann. Er lebt in Berlin und arbeitet als Grafikdesigner, Professor und Verleger.

Kurz vor der Ausstellung hat der Verlag ggg Books Japan ein Buch über ihn publiziert. Auf dem Einband steht ein Zitat des japanischen Künstlers Shin Matsunaga: „Jianping He setzt sich vom westlichen Himmel aus mit dem östlichen Horizont auseinander und starrt vom östlichen Himmel aus auf den westlichen Horizont.“

„Ich bin in den Augen des deutschen Publikums der Künstler aus dem Osten und in den Augen der Japaner der aus dem Westen. Aber meiner Meinung nach bin ich gleichzeitig beide und keiner.“ Jianping sagt, dass seine Kunst stark durch die chinesische Kultur und die deutsche Philosophie beeinflusst werde, aber es doch schwer zu sagen sei, ob sie westlich oder östlich sei.

Kombination aus westlichen und östlichen Elementen

Hui und ich trafen uns an einem Sonntagnachmittag im Mauerpark. Ihr Fahrrad lehnte an einem Baum. Sie lächelte und nahm zwei Flaschen Bier aus ihrer Tasche: "Berliner Kindl oder Schöfferhofer?" Sie gab mir ihre schwarze Jacke, um darauf zu sitzen.

Die Künstlerin Hui Zhang
Die Künstlerin Hui Zhang

© Jan Cao

Hui ist die Jüngste der drei. Sie ist Malerin, kommt ursprünglich aus Jürong/ Jiangsu, hat an der Chinesischen Akademie der Künste Hangzhou studiert und kam dann an die Universität der Künste Berlin.  Sie erklärt: "Als ich in China an der Universität war, habe ich schon viel über westliche Kunst, über Begriffe und Technik gelernt. Aber ich weiß nicht, wo diese Kunstformen herkamen, wie zum Beispiel Pop Art und Nouveau Réalisme. Ich möchte den historischen und kulturellen Hintergrund dieser Kunstformen verstehen. Es ist viel schwerer für jemanden, der außerhalb eines Landes und seiner Kultur ist, seine Kunst zu verstehen."

Huis Deutsch ist perfekt, und sie hat schon viele gute Freunde in Berlin gefunden, wo sie schon seit acht Jahren wohnt. Ihr Freund kommt ursprünglich aus Düsseldorf und wohnt jetzt in Shanghai. Hui mag Berlin gern und findet es einen guten Ort für einen Künstler, um sich wohlzufühlen. Aber ihr deutscher Freund findet Berlin zu ruhig und still. "Er hat einmal gesagt: Nichts passiert in Berlin! Aber Shanghai ist sehr aktiv und interessant für ihn."

Es gibt eine interessante Kombination aus westlichen- und östlichen Elementen in Huis Werken. Obwohl sie jetzt mit Öl und auf Leinwand malt, sind ihre Themen mit ihrer chinesischen Identität verbunden.  "Ich benutze die westliche Maltechnik, um meine eigenen Ideen über chinesische Kultur und Politik zu repräsentieren."

Während älteren chinesischen Künstler ihre Schwerpunkte auf identitätspolitische Fragen und kulturessentialistische Zuschreibungen legen, betonen die jüngeren Leute stärker die Kunst als einen Austausch zwischen China und Europa. Im Unterschied zur älteren Künstlergeneration sind ihre Lebenserfahrungen nicht mehr in erster Linie durch die Erinnerungen an die Mao-Zeit geprägt. Ihre Kunstwerke beschäftigen sich stärker mit privaten Themen.

Jan Cao kommt aus China und macht gerade ein Praktikum beim Tagesspiegel

Jan Cao

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