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© dpa-Zentralbild

Chip für Hunde: Das geht unter die Haut

Seit dem 1. Januar müssen alle Berliner Hunde einen Chip tragen und haftpflichtversichert sein Die Halter regt das viel weniger auf als die neue Maulkorbpflicht.

Das Jahr ist sechs Tage alt und mit ihm folgende Neuordnungen für Berliner Hunde und ihre Besitzer: Ob Schoß-, Kampf- oder Jagdhund – seit dem 1. Januar dürfen sie Busse und Bahnen nur noch mit Maulkorb betreten. Der Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg ist gänzlich tabu und die Berliner Straßen sind nur noch mit Haftpflichtversicherung und Chip in Hals oder Knie potenzielles Auslaufgebiet.

Am Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg reagieren die Hundebesitzer vor allem mit Desinteresse auf die Neuregelungen: „Natürlich ist mein Hund gechippt und haftpflichtversichert. Wenn er mal ausbüxt, möchte ich ihn doch wieder finden. Und was die öffentlichen Verkehrsmittel angeht – da warte ich erst mal ab. Einen Maulkorb lege ich mir jedenfalls nicht gleich zu“, sagt der Besitzer eines ausgewachsenen Irish Setters und ist hier mit seiner Meinung nicht alleine.

Mit der Kennzeichnungspflicht endet eine seit September 2004 geltende Übergangsregelung im Berliner Hundegesetz. Bislang mussten Besitzer nur neu angeschaffte Hunde kennzeichnen und versichern. „Mit dem Chip können entlaufene Hunde einfacher identifiziert werden. Wenn ein Hund dafür verantwortlich ist, dass Dinge oder Menschen zu Schaden gekommen sind, ist der Besitzer haftpflichtversichert“, begründet Marie- Luise Dittmar, Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, das Gesetz. Wer dagegen verstößt, riskiert Bußgelder von bis zu 10 000 Euro.

Tierschützer wie Tierärzte begrüßen die Regelung. Die Mikrochips sind fälschungssicher, für das Tier kaum spürbar, international gültig und halten ein Tierleben lang. Für den Tierarzt Ulrich Mattke aus Weißensee sind informierte Besitzer wie die Spaziergänger am Paul-Lincke-Ufer allerdings eher die Ausnahme: „Die wenigsten wissen von ihrer neuen Pflicht. Den Anteil meiner per Chip gekennzeichneten Hundepatienten schätze ich auf ein gutes Drittel.“ Einen vermehrten Andrang könne er in den letzten Tagen und Wochen nicht beobachten. „Die Besitzer, die bislang keinen Gebrauch von dieser Möglichkeit gemacht haben, werden es auch in Zukunft nicht tun.“

Die Implantation eines Chips kostet zwischen 30 und 50 Euro. Wer möchte, dass sein Tier im Fall eines Verlusts auch zurückgeführt werden kann, muss es allerdings zusätzlich in einer Kartei registrieren lassen. Der inaktive Chip überträgt lediglich eine fünfzehnstellige Ziffer. Die Registrierung ist zwar meist kostenfrei, jedoch mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden und keine Pflicht. „Es gibt viele Hunde, die gechippt, aber nicht registriert sind,“ glaubt Marius Tünte, Sprecher des Deutschen Haustierregisters, einer der drei großen Tierregistrierungskarteien in Deutschland: „So lange die Registrierung nicht per Gesetz gefordert ist, wird sich das auch nicht ändern.“

Mit Kontrollen wie in Hamburg, wo die Chip- und Registrierungspflicht bereits seit Januar 2007 besteht, ist in Berlin nicht zu rechnen. Laut Andrea Thümmel, Sprecherin von Tasso e.V., einer weiteren Registrierungskartei, berichten Hamburger Hundebesitzer von mit Lesescannern ausgestatteten, an Parkecken auflauernden Polizisten. Die Besitzer würden sich gegenseitig mit Trillerpfeifen warnen. „In Berlin befinden sich die Lesegeräte stationär bei den Ordnungsämtern. Kontrollen gibt es nur, wenn ein Tier besonders auffällig oder Anzeige erstattet wird. Wir werden beobachten, ob diese Handhabung ausreicht“, sagt Marie-Luise Dittmar. Franziska Klün

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