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Berlin: Chruschtschows Bluff im Russischen Haus

Die Ähnlichkeit ist unverkennbar: hohe Stirn, weißer Haarkranz, Gesichtsschnitt. Nur die Figur ist nicht vom Vater.

Die Ähnlichkeit ist unverkennbar: hohe Stirn, weißer Haarkranz, Gesichtsschnitt. Nur die Figur ist nicht vom Vater. Der hieß Nikita Sergejewitsch Chruschtschow und bestimmte die Politik der Sowjetunion nach Stalins Tod. Sohn Sergej (67) hat einen amerikanischen und einen russischen Pass in der Tasche und forscht als „Senior Fellow“ am Thomas J. Watson jr. Institut für internationale Studien. Im Russischen Haus in der Friedrichstraße war der Professor gestern Abend als Spezialist für die sowjetische Raketen- und Weltraumforschung, an der er von 1958 bis 1968 als Ingenieur beteiligt war. Er ist der Star der Arte-ZDF-Dokumentation „Kalter Krieg im All“, die am 9. Oktober bei Arte gesendet wird und die historischen Hintergründe im „Krieg der Sterne“ auf spannende Weise erhellt. Vater Nikita bluffte damals mit seinen Riesen-Raketen: „Die Amerikaner sollten uns für stärker halten als wir wirklich waren“. Sergej begleitete seinen Vater 1959 in die USA, aber auch 1957 nach Berlin. Später zog es ihn mehr zu Robotron nach Dresden, nach München bekam er keine Ausreise. Honecker hat ihn nie empfangen, sagt er uns, jetzt führt ihn die Delegationsreise einer amerikanischen Stiftung nach Berlin – gegenseitiges Verstehen sei wichtiger als alle Diplomatie. Chruschtschow jr. besucht heute „all die Schrecklichkeiten“ wie Mielkes Stasi-Knast. Und die Mauer? Kaum noch eine Spur. „Wir haben die ganze Geschichte viele Jahre verteidigt – man hätte sie lieber verkaufen sollen. Nach Israel.“ Lo.

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