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Berlin: Columbiadrom?

Betreiber der Columbiahalle wollen das Tempodrom kaufen

Am Kauf des Tempodroms ist jetzt auch ein Konkurrent interessiert: die Columbiahalle am Flughafen Tempelhof. „Wir haben Gespräche mit dem Senat geführt und sind an Banken herangetreten“, sagte der Anwalt der Hallenbetreiber, Markus Milde. Der mögliche Kaufpreis sei allerdings noch unklar. Man wolle vor allem erreichen, dass das Tempodrom im „hochpreisigen Marktsegment bleibt“.

Eine Veräußerung zum „Schleuderpreis“ an einen anderen Erwerber bedrohe die Columbiahalle. Müsse ein Käufer nur wenig in das Tempodrom investieren, könne er die Veranstaltungsarena am Anhalter Bahnhof weitaus billiger als bisher vermieten. Aus demselben Grund hatte die Columbiahalle bereits eine einstweilige Verfügung gegen weitere Zuschüsse des Senats für das Tempodrom beantragt.

Doch solche Subventionen wird es nicht mehr geben. Die SPDFraktion beschloss gestern Abend, dem Tempodrom keine weiteren öffentlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die PDS-Fraktion ist derselben Auffassung, so dass der Hauptausschuss auf seiner heutigen Sitzung entsprechend entscheiden dürfte.

Insgesamt gibt es elf Kaufinteressenten für das Tempodrom. Dazu gehört auch der Chef der Veranstaltungshalle „Hangar 2“ auf dem Flughafen Tempelhof. Andreas Grunszky von der Firma First Class Events strebt „Synergie-Effekte“ durch den Zukauf an. Er wäre bereit, „mehr als 2,5 Millionen Euro zu zahlen“. Den genauen Betrag könne er aber nicht nennen, weil zuerst Gutachten zur Wirtschaftlichkeit nötig seien. Wie berichtet, hatte sich als erster Interessent der Betreiber des Liquidrom-Bads im Tempodrom zu erkennen gegeben, der auch eine Therme in Thüringen besitzt. Er bot aber zunächst nur 2,5 Millionen Euro. Der Tempodrom-Stiftungsrat verlangt mindestens fünf Millionen Euro.

In Koalitionskreisen geht man davon aus, dass die Kultureinrichtung auch ohne öffentliche Finanzspritze noch eine Weile durchhalten kann. Die Regierungsfraktionen hoffen, dass eine Privatisierung gelingt, bevor das Tempodrom zahlungsunfähig wird. Ein Verkauf „aus dem laufenden Betrieb heraus“ werde zu einem attraktiveren Kaufpreis führen. Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) interessiert nur, was am Ende für den Landesetat herausspringt. „Das ist eine Frage der Gegenrechnung“, sagte sein Sprecher Claus Guggenberger. Auf der Einnahmeseite stehen der mögliche Verkaufserlös, auf der Ausgabenseite die bei einem Konkurs fällig werdende Landesbürgschaft von zehn Millionen Euro.

Das wird eine kniffelige Rechnung: Der Käufer wird die aufgelaufenen Tempodrom-Schulden nicht übernehmen wollen, so dass voraussichtlich auch ohne Insolvenz Bürgschaftszahlungen aus der Landeskasse fällig werden. „Wir sind in der Pflicht, eine Lösung zu finden, die das Land möglichst wenig belastet“, sagte die SPD-Haushaltsexpertin Iris Spranger. CD / za

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