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Berlin: Cool geholfen

Mit Herz und Fantasie für andere da: Junge Leute und ihr soziales Engagement Beispielhafte Projekte wurden gestern im Schloss Bellevue geehrt

Pilotin will sie werden. Oder Raumfahrttechnik studieren. Alice Walter ist 17 Jahre alt, trägt Bleistiftabsätze zum silbrig-grau gestreiften Hosenanzug und hat ihre Sonnenbrille in die dunklen Locken gesteckt. Eine coole Erscheinung.

Etwa zehn Stunden in der Woche bastelt sie in Altersheimen mit Demenzkranken, macht Ausflüge mit psychisch Kranken oder organisiert PC-Kurse für Senioren. Sie gehört zu einer Gruppe von 45 Jugendlichen, die gestern im Schloss Bellevue an einer besonders herzerwärmenden Preisverleihung teilnahmen. Eva Luise Köhler hatte die Jugendlichen als Schirmherrin des bundesweiten Wettbewerbs „Jugend hilft!“ eingeladen, aber auch der Bundespräsident kam, ganz informell ohne Krawatte, zur Begrüßung dieser außergewöhnlichen Hoffnungsträger dazu. Mehr als 8000 Jugendliche haben an dem Wettbewerb teilgenommen.

Alice Walter ist von ihrem Ethik-Lehrer angeworben worden für das Projekt „Brückenbauer“. Früher hätte sie nie gedacht, dass sie mit alten und behinderten Menschen umgehen kann . Jetzt weiß sie, „dass es ganz normale Menschen sind“ und auch, „dass es nichts Schöneres gibt, als sich abends vor dem Einschlafen an das Lächeln eines Menschen zu erinnern, den man glücklich gemacht hat“.

„Ihr könnt stolz auf euch sein“, sagte Eva Köhler. Die Projekte zeigten, dass Jugendliche Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen können. Florian Langenscheidt, der Initiator der Initiative, freute sich darüber, dass Schulen immer offener werden für diese Art von Projekten und zeigte sich am Ende sehr berührt von der Fantasie und unkomplizierten Einsatzfreude der Jugendlichen.

Die von Amelie Fried und Andreas Lukoschik moderierte Preisverleihung mit Auftritten der Gruppe Culture Candela und Laudatoren wie Jürgen Vogel, Götz Otto, Erkan und Stefan und Giovanni di Lorenzo war mit Fanfaren und Danksagungen feierlich inszeniert wie eine Oscar-Verleihung.

Die 17-jährige Canan von der Münchner Waldorf-Schule nahm die Medaille im langen schwarzen Kleid entgegen. In ihrer Freizeit hat sie geholfen, heruntergekommene Häuser in einer Roma-Siedlung in Rumänien zu verputzen.

Zu Gast zu sein im Schloss Bellevue, das war für eine Gruppe von niederbayerischen Sonderschülern, deren Eltern sich zum Teil nicht mal die Schulausrüstung leisten können und die zu Hause nicht immer eine warme Mahlzeit bekommen, außergewöhnlich „schön“ . Auch diese lernbehinderten Schüler wurden für ihr Engagement geehrt, denn sie besuchen alte Menschen im Heim, binden ihnen Blumensträuße und führen ihnen etwas vor. Andere Kinder überprüfen Spielplätze auf ihre Sicherheit oder bieten Gleichaltrigen Beratung bei Alkoholproblemen oder Liebeskummer an.

Eine Gruppe aus Sachsen hat eine GmbH gegründet, um mit dem erwirtschafteten Geld den Schülern einer nepalesischen Partnerschule zu helfen. „Die hatten nicht mal eine Treppe, um ins Obergeschoss zu gelangen“, erzählt die 16-jährige Nicole, die schon dort war. Die Treppe haben sie dann bauen lassen.

Beim anschließenden Empfang mischte sich der Bundespräsident wieder unter die Jugendlichen. Dafür hatte er eigens die Arbeit an seiner Berliner Rede zum Thema „Bildung“ unterbrochen. Vielleicht suchte er noch ein paar Ideen zum Thema Herzensbildung.

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