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Berlin: Cruise in der Kuppel

Vor der Deutschlandpremiere von „Minority Report“ unternahm der Hollywoodstar noch eine Stadtrundfahrt

Wie sieht Berlin im Jahr 2054 aus? Steht das Schloss, rosten die Wolkenkratzer vom Alexanderplatz? Wucherte die Metropole über die Ränder hinaus, sind verträumte Vororte wie Kleinmachnow mittlerweile unter lückenlosen Betondecken verborgen? Und zischen durch den derzeit noch funktionslosen U-Bahnhof Potsdamer Platz der künftigen Linie 3 endlich die Züge? Noch gibt es dort nur hin und wieder Filmpartys, wie erst wieder Donnerstagabend.

Fragen über Fragen, die die gestrige Premiere von „Minority Report“, des neuen Spielberg-Streifens, aufwarf. Fragen, die bundesweit dazu eingeladene Architekturstudenten zu beantworten hatten, in einem Wettbewerb, den der Verleih 20th Century Fox und die Zeitschrift H.O.M.E. ausgelobt hatten und dessen Ergebnisse gestern Nachmittag im Deutschen Architekten-Zentrum in der Köpenicker Straße vorgestellt wurden, unter Beisein von Spielberg und seinem Star Tom Cruise.

Da war klar, dass die studentischen Gedankenspiele schnell in den Hintergrund gedrückt würden. Nicht um sich das Berlin der Zukunft herbeifantasieren zu lassen, sondern um ihre Vorstellung vom Washington des Jahres 2054 zu präsentieren, waren die beiden Herren aus Hollywood doch gekommen. Manches Vorgetrommel hatte es schon um „Minority Report“ gegeben, Vorberichte, die neugierig machten, das musste nun gehörig angeheizt werden, um die Massen strömen zu lassen.

Ein strikter Zeitplan war den Journalisten vorgegeben worden. Bis 14.15 Uhr Aufstellung nehmen im Architekten-Zentrum, Beginn der Pressekonferenz eine Viertelstunde später. Wiederum 15 Minuten später hatten sich die Fotografen im dafür vorgesehenen Raum zu postieren, Beginn wiederum eine Viertelstunde später. Man durfte sich also ausrechnen, dass die letzte Frage genau 29 Minuten nach Beginn der dafür eingeräumten halben Stunde gestellt werden müsste.

So ein Premierenfahrplan hat eben schon fast was Militärisches, da geht es zack-zack oder gar nicht. Was humanitäre Anwandlungen nicht ausschließt, auch die gestrige Premierenfeier war da vorbildlich. Ob Spielberg und Cruise je in Dresden waren, bleibe dahingestellt. Auf jeden Fall hat Dresden von der Berliner Gala profitiert, war sie doch als Charity-Veranstaltung mit der Stiftung „RTL-Wir helfen Kindern“ angelegt, zugunsten der Kinderkrippe „Hummelburg“ in Dresden-Friedrichstadt, die durch das Elbehochwasser vollständig zerstört wurde.

Mit dem Film hat das nur indirekt zu tun. Immerhin spielt Cruise einen Cop, der die Entführung seines kleinen Sohnes nie überwunden hat und einer Polizeibehörde beitritt, die mit Hilfe dreier Medien, der so genannten Pre-Cogs, künftige Morde vorhersehen und damit unterbinden kann.

Die Premiere fand diesmal im Kosmos an der Karl-Marx-Allee statt, Beginn 20.30 Uhr. Anderthalb Stunden hatten die geladenen Gäste, die mindestens 20 Euro für die „Hummelburg“ zu entrichten hatten, Zeit zum Einmarsch, und dennoch war zu erwarten, dass der Zeitplan wieder komplett ins Rutschen kommen würde. Ganze drei Stunden hatte Cruise Ende Januar zur Premiere von „Vanilla Sky“ seinen Fans gegönnt, zwei Stunden vor dem Film und eine weitere, nachdem er drinnen im Kino seine Pflicht getan hatte. Das Bad in der Menge macht ihm nun mal Spaß. Andreas Conrad

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