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Dem Lock-Ruf gefolgt. Manche Kostümierung auf der Fanmeile würde auch zum Auftritt bei der Parade zum Christopher Street Day passen. Foto: dapd/Steffi Loos

© dapd

Berlin: Da ballt sich was zusammen

Fußballfest, Christopher Street Day, Spree-Wettlauf: Hunderttausende bevölkern ab heute den Tiergarten. In Zukunft soll es nicht mehr so voll werden.

Das wird voll im Tiergarten. Auf der Straße des 17. Juni finden zwei der größten Veranstaltungen des Jahres innerhalb weniger Stunden statt. Erst wollen am heutigen Freitag 450 000 Zuschauer auf der Fanmeile am Brandenburger Tor einen Sieg der deutschen Nationalmannschaft über die Griechen sehen. Dann feiern am Sonnabend Schwule und Lesben den 34. Christopher Street Day (CSD), zu dem ebenfalls hunderttausende Zuschauer erwartet werden.

Wer mitmachen will bei der Fußballglückseligkeit, der sollte frühzeitig da sein. Beim Spiel gegen die Dänen am vorigen Sonntag war der Andrang so groß, dass die Veranstalter erste Eingänge bereits eine Stunde vor Spielbeginn schlossen. Eine halbe Stunde vor Anpfiff war nur noch der Eingang am westlichen Ende der Meile, kurz hinter der Yitzhak-Rabin-Straße, offen. Viele Fans mussten enttäuscht abziehen.

Wird die Fanmeile vielleicht verlängert? Bis zum Kleinen Stern wäre dies jedenfalls möglich. Die Modemesse „Fashion Week“ baut erst westlich davon ihr Zelt am Großen Stern auf, die Schauen beginnen am 4. Juli. Mehr Platz sei nicht vorhanden, sagte Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) am Donnerstag. Auf den 400 Metern Verlängerung wäre dann Platz für etwa 150 000 Fans mehr. „Mir ist es lieber, die Leute auf dem 17. Juni zu haben, als dass sie frustriert in die Stadt abziehen“, sagt Harald Büttner, Leiter des Grünflächenamts. Bisher gebe es aber keinen Antrag des Veranstalters. Einen solchen würde man aber „wohlwollend“ prüfen, sofern Konzept für Sicherheit und Verkehr stimmten.

Veranstalter Willy Kausch winkt bisher ab. „Das ist unheimlich schwer zu planen“, sagt er. Die Videoleinwände seien gerade schwer zu beschaffen, die Sponsoren müssten mehr Geld ausgeben wollen. Nach einem möglichen Sieg über die griechische Mannschaft will sich Kausch mit den Geldgebern zusammensetzen. Zum Finale könnten dann vielleicht doch mehr Fans im Tiergarten feiern. Mit dem Verlauf der Fußballfete ist er zufrieden. „Alles ist wunderbar gelaufen, die Euphorie aus den Vorjahren hält an“, sagt er.

Wenn Deutschland den Titel holt, können die Berliner das Team vermutlich am Brandenburger Tor feiern. „Wenn sie Europameister werden, werden Bezirk und Land alles dafür tun, dass sich die Mannschaft den Fans stellt“, sagt Stadtrat Spallek. Jogi Löw hatte bereits vor dem Turnier angekündigt, nach einem Finalsieg kommen zu wollen.

Auf dem 17. Juni beginnt schon kurz nach dem Freitagspiel der Umbau: Die Fanmeilenbuden werden gegen die des CSD getauscht. Die Parade musste sich eine neue Route suchen, weil die traditionelle Strecke über den Großen Stern von Fashion Week und Fanmeile blockiert ist. Die Veranstalter wollen in diesem Jahr politischer sein und vor der Russischen Botschaft Unter den Linden gegen die Diskriminierung von Homosexuellen in dem Land protestieren. „Wir werden den Checkpoint Vladimir auferstehen lassen“, sagte Bodo Niendel von den Organisatoren. Ihrer angekündigten Klage gegen den Bezirk Mitte wegen hoher Auflagen und Gebühren sieht Stadtrat Spallek gelassen entgegen. Der CSD müsse mehr zahlen, weil er mehr Flächen nutze. Unweit der Paradestrecke geht es am Sonnabend ebenfalls rund: Am nördlichen Rand des Tiergartens startet um 10 Uhr der „Lichtenauer Wasserlauf“ von der Lutherbrücke bis zur Marschallbrücke und auf der nördlichen Spreeseite zurück.

So eng wie in diesem Jahr soll es auf dem 17. Juni künftig nicht mehr zugehen. Veranstalter und Senat sollten sich besser mit dem Bezirk absprechen, sagt Stadtrat Spallek. Das Kinderfest „Nisan“ könnte aufs Tempelhofer Feld umziehen, und auch das Radrennen Velothon könnte sich eine andere Route suchen. Die Fanmeile solle bleiben. Die Straße sei für solche Zwecke infrastrukturell hergerichtet. Eine Veranstaltung ist Spallek schon losgeworden. Die B-Parade, Nachfolgerin der Loveparade, zieht nach jahrelangen vergeblichen Anläufen nicht durch den Tiergarten. „Wir gehen vor die Hangars am Flughafen Tempelhof“, sagt Sprecher Ralf Lipus, wo am 21. Juli sowieso der „Berlin Summer Rave“ stattfindet. Dort wollen sie die B-Parade aber nicht. „Zu spontan, das haben wir aus Sicherheitsgründen abgelehnt“, sagte ein Sprecher.

Ab 12. Juli um 22 Uhr können wieder Autos zwischen Großem Stern und Brandenburger Tor fahren. Freie Fahrt durch den Tiergarten heißt das aber nicht: Der Bezirk saniert die John-Foster-Dulles-Allee für 500 000 Euro. Die ist dann von Mitte Juli bis Ende September gesperrt – bis zum Berlin-Marathon.

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