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Berlin: Da braut sich was zusammen

Berliner Bierhersteller machen Großen Konkurrenz

Sein Kopf schmückt die Bierkrüge. Als Comiczeichnung. Martin Eschenbrenner, Inhaber der kleinen Hausbrauerei Eschenbräu in Wedding, bezeichnet sich als Asterix unter den Brauern. Er hat den Kampf „gegen den Einheitsgeschmack der Bierriesen“ aufgenommen. Denn Bier sei „mehr als einfach nur kalt, prickelnd und leicht gelb“.

Tatsächlich hat frisch gebrautes, ungefiltertes Bier mit dem Industriebier aus dem Supermarkt so wenig gemeinsam wie frisch gepresster Orangensaft mit Fruchtnektar aus der Tüte. Die Filtration macht das Bier länger haltbar, schadet aber Geschmack und Inhaltsstoffen. Hefen und Eiweiße, die für die Vollmundigkeit verantwortlich sind, werden ihm beim Filtern entzogen. Die Brauerei Eschenbräu, die in der Triftstraße 67 im Hof eines Studentenwohnheims liegt, hat ständig Pils, Weizen und Dunkel im Angebot. Plus ein saisonales Bier, im Moment ist das „Roter Wedding“, in Anlehnung an alte Weddinger Zeiten und wegen einer speziellen Malzsorte, die leicht rötlich schimmert. Der halbe Liter kostet jeweils 2,60 Euro. Das Weizen ist fruchtig und duftet nach Banane, das Pils kräftig, körperreich, vollmundig – und gar nicht bitter! Das überzeugt selbst eingeschworene Weintrinker. „Bitter ist es höchstens, kein Bier zu haben“, grinst Eschenbrenner. Ein klassischer Brauer-Scherz. Aber im Ernst: „Der Hopfen ist für die leicht bittere Note im Bier zuständig.“ Wie bei Wein kommt es auf die richtige Ausgewogenheit, die Qualität und Verarbeitung der Rohstoffe an, ob das bittere Aroma plump und vordergründig oder harmonisch eingebaut ist.

„Immer etwas Neues bieten und den Leuten zeigen, was alles geht mit den vier Rohstoffen Wasser, Malz, Weizen und Hefe“ ist auch der Anspruch von Oliver Lemke. Sein Brauhaus Lemke im S-Bahnbogen des Hackeschen Markts liegt etwas abseits vom Touristenansturm, eine ruhige Oase im Trubel. Für das Berlingefühl genügt Lemkes Gästen der Blick auf den Fernsehturm am Alexanderplatz, den man vom Biergarten aus hat. „Früher verkaufte man das Bier um den Schornstein herum, wo man wohnte“, sagt Lemke und wünscht sich eine Biervielfalt, wie es sie noch in den 60er Jahren gab, bevor die Monobrauereien aufkamen. „Marketingleute haben das Sagen über das Bier bekommen. Denen ging es um die Marke, nicht um Geschmacksvielfalt.“ Über 60 Prozent des deutschen Marktes werden vom Pils beherrscht, dabei gibt es eigentlich interessantere Möglichkeiten, findet Lemke. Seine zwei ständigen Sorten sind ein samtweiches Pils und ein malzig-aromatisches Altbier. Der Brauingenieur (ja, diesen Studienabschluss gibt es wirklich) hat seine Brauanlage übrigens selbst gebaut. Und dann gibt es noch das Brauhaus Rixdorf in der Glasower Straße 27. In der historischen Stadtvilla kann man ebenfalls ungefiltertes Bier bestellen. Rixdorfer Hell, Rixdorfer Dunkel oder eine der Spezialsorten. Und wem das Angebot nicht reicht, der kann es ja besser machen. Das Haus bietet Kurse zum Selberbrauen an.

Simone Hoffmann

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