zum Hauptinhalt

Berlin: Da schau her!

Die Funkausstellung mit allen Sinnen genießen. Heute: das Sehen

Bilder, Töne, Design: Die Funkausstellung können wir nur dank unserer Sinne genießen. Deshalb widmen wir ab heute jeden Ifa-Tag einem Sinn. Heute: das Sehen.

Ist das dunkel hier! Schwarze, schmale Stoffbahnen hängen in Halle 18, Sony, von der Decke herab und bilden ein Labyrinth. Zart bricht ein wenig Licht durch die transparenten Stoffe. Das reicht den 125 Millionen Stäbchen in unserem Auge zur Orientierung. Sie können Kerzenschein noch in 30 Kilometer Entfernung wahrnehmen. Schwarz-Weiß ist’s im Dunkeln, weil die sechs Millionen Zapfen, die für das Farbsehen zuständig sind, nur bei Helligkeit gut funktionieren.

Plötzlich wird das Licht stärker. Schiebt man die zwei letzten Stoffbahnen beiseite, öffnet sich ein Raum. Der sieht ganz feierlich aus: Ornamente schmücken den Teppichboden, Kronleuchter hängen an der Decke. Eine lange Reihe Monitore steht in der Mitte. Ganz schnell hintereinander zeigen sie Filmszenen: Nicole Kidman zaubert, Zorro sitzt auf einem steigenden Pferd, ein Zug explodiert, Angelina Jolie zieht eine Waffe. Gebannt bleiben alle Labyrinth-Besucher vor den Sony-Bildschirmen stehen. Die Aufmerksamkeit gehört den Bildern, weil unser Gehirn wie ein Filter funktioniert. Was sich bewegt und blinkt, wird als wichtig einschätzt. Deshalb achtet gerade niemand auf Kleinigkeiten, wie das dezente Rahmendesign der Bildschirme. Und deshalb sind Leuchtreklamen auch auffälliger als ein Papierplakat. In einem anderen Raum des Sony-Labyrinths wellt sich das Gesicht des Betrachters auf einem Bildschirm, oder der Kopf knickt plötzlich ab. Das ist ein Spiegelkabinett – auf der Ifa wird es mit Videokameras erzeugt. Wir erkennen in diesem verzerrten Ungeheuer noch uns selbst, weil die unter „Selbstbild“ gespeicherte Vorlage in unserem Gehirn noch genug Ähnlichkeiten mit dieser virtuellen Abbildung aufweist. Die Transferleistung Umriss plus Farbe gleich Bild entsteht nämlich erst im Gehirn. Erkennen und scharf sehen ist eine gelernte Leistung. Babys können die Informationen, die ihr Auge liefert, erst mit einem Jahr zu einem scharfen Bild zusammensetzen. Dass an manchen Ständen die so gepriesenen neuen Fernseher ein körniges Bild zeigen, liegt das auch am Sehen? Nein. Das Auge trügt nicht. Man muss aber sehr genau hinschauen, was die Aussteller einem hier präsentieren. Wo hochauflösend draufsteht, ist nicht immer hochauflösend drin: Mal wird das Bild gar nicht mit HDMI, dem europäischen Standard-Scharfsignal, gesendet, mal ist der Empfänger im Gerät gar nicht geeignet, es zu entschlüsseln. Oder die Kiste, obwohl flach und von modernstem Design, arbeitet noch mit analogen Skatbuchsen. Also: Augen auf beim Fernsehkauf!

Zur Startseite