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Berlin: Damit die Kirche ihre Ruhe hat

Einigung im Prozess ums Petruswerk: Erzbistum muss 800 000 Euro zahlen

Nach zähem Ringen haben die Anwälte des katholischen Petruswerks und der Erzbischöflichen Vermögensverwaltung (EBV) gestern vor dem Landgericht einen Vergleich geschlossen. Danach muss die EBV 800000 Euro an das Petruswerk zahlen. Weitere 222000 Euro fallen zu Lasten der EBV an, falls das Petruswerk in einem noch laufenden Prozess verurteilt wird, einer Baufirma 422000 Euro zu zahlen. Denn die EBV hatte während der Verkaufsverhandlungen mit Douglas Fernando Ende 2003 lediglich von ausstehenden Prozessen mit einem Volumen von bis zu 200000 Euro gesprochen.

Douglas Fernando hatte die EBV wegen Schadensersatz in Höhe von fünf Millionen Euro verklagt und ihr vorgeworfen, ihn bei den Verkaufsverhandlungen Ende 2003 für das marode kirchliche Bauunternehmen getäuscht zu haben. Erst nach Vertragsabschluss habe er festgestellt, dass 2003 keine Rechnung bezahlt wurde, dass Forderungen von Mietern und der Investitionsbank Berlin bestehen sowie aus laufenden Prozessen. Reimar Witzel, der Geschäftsführer der EBV, hielt entgegen, dass Fernando auf den schnellen Abschluss des Kaufvertrages gedrängt und bereits am ersten Tag ein Angebot von 17 Millionen Euro vorgelegt habe. „Da hatte er noch gar keine Informationen.“

Richter Stefan Leinweber gab Douglas Fernando in vielen Punkten recht. Zwar könne man im Allgemeinen davon ausgehen, dass es bei der Übernahme einer Immobilienfirma immer offene Rechnungen gibt, aber nicht in Millionenhöhe. Das hätte die EBV dem Käufer sagen müssen. Leinweber hatte 1,5 Millionen Euro als Vergleichssumme vorgeschlagen. Die EBV hielt 250 000 Euro für angemessen. Nach zwei Stunden einigte man sich – „um nicht noch mehr Dreck aufzuwirbeln und negative Schlagzeilen für das Erzbistum zu vermeiden“, wie es Fernando ausdrückte. Bei einem Prozess hätte zum Beispiel geklärt werden müssen, wieso das Petruswerk über 14 Luxus-Dienstwagen verfügte, mit denen selten jemand gefahren ist, und ob sich führende Mitarbeiter des Erzbistums an der Immobilienfirma bereichert haben.

Fernando erinnerte daran, dass von den 18 Millionen Euro, die er für das Petruswerk gezahlt habe, lediglich 14 Millionen beim Erzbistum angekommen sind. Aus den Sanierungsunterlagen des Erzbistums geht hervor, dass acht Millionen direkt ans Erzbistum ausgezahlt und sechs Millionen zur Tilgung von Krediten des Erzbistums bei der EBV verwendet wurden. Was mit den restlichen vier Millionen passierte, ist bis heute nicht geklärt. „Innerhalb der Kirche sollte man nicht streiten“, sagte Fernando. „Streit ist immer schlecht“, sagte Witzel, „egal, ob wir Christen sind oder nicht.“ clk

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