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Berlin: Damit kann man nie früh genug anfangen (21)

An alles haben Sie gedacht. Sie haben die meisten Geschenke, den Wohnzimmer-Teppich shampooniert, Lieder eingeübt, Katzengras besorgt.

An alles haben Sie gedacht. Sie haben die meisten Geschenke, den Wohnzimmer-Teppich shampooniert, Lieder eingeübt, Katzengras besorgt. Sie haben einen Wellness-Tag eingelegt, alles hübsch dekoriert, Weihnachtspost verschickt. Aber haben Sie auch schon ein gutes Werk getan? Keine Bange, dafür müssen Sie keine Überweisungsträger ausfüllen. Geld spenden können Sie das ganze Jahr über. Hier soll vielmehr die Rede sein von kleinen Gesten der Volksverständigung. Gesten, die fast gratis sind, aber nicht umsonst. Das geht ganz einfach, Sie müssen einfach nur die Augen aufhalten. Im Waschsalon an der Ecke hängen schon seit Tagen ein paar Obdachlose rum? Bringen Sie den Leuten eine Thermoskanne Grog und Kekse und trinken Sie einen Becher mit. Sie besitzen noch ein paar zu klein gewordene Ski-Anzüge? Bringen Sie die zu einer karitativen Einrichtung Ihres Vertrauens. Entrümpeln Sie Ihre Bibliothek und liefern Sie die Bücher im Knast ab. Seien Sie mal wieder nett! Applaudieren Sie dem Straßenmusiker, der Sie sonst so nervt, und schenken Sie ihm Ihr Starter Kit. Klopfen Sie einem "Motz"-Verkäufer auf die Schulter. Kaufen Sie eine Schachtel Pralinen, lassen Sie sie von dem armen Mädchen vom Einpack-Service aufwendig verpacken und schenken Sie dem unterbezahlten Geschöpf den Süßkram mit den besten Wünschen für 2002. Sie werden sehen - wenn Sie einmal damit begonnen haben, gute Werke zu tun, können Sie gar nicht mehr damit aufhören. Ihre vorweihnachtlich-angespannten Gesichtszüge glätten sich, es fängt an zu schneien und, mal ehrlich, Weihnachten ist streng genommen genau dazu erfunden worden.

Esther Kogelboom

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