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Berlin: Das Baudenkmal aus den 50er-Jahren ist verkauft. Nur Senat und Abgeordnete müssen noch zustimmen

Die Senatsfinanzverwaltung hat das denkmalgeschützte StudentendorfSchlachtensee an der Wasgenstraße in Zehlendorf verkauft. Der Vertrag wurde bereits am Freitag beurkundet, wie erst gestern bekannt wurde.

Die Senatsfinanzverwaltung hat das denkmalgeschützte StudentendorfSchlachtensee an der Wasgenstraße in Zehlendorf verkauft. Der Vertrag wurde bereits am Freitag beurkundet, wie erst gestern bekannt wurde. Man will nur fünf Häuser erhalten, der Preis beträgt 24,23 Millionen Mark. Die Siedlung ist als Tauschobjekt für den künftigen Standort der Berlinischen Galerie in der ehemaligen Kreuzberger Schultheiss-Brauerei (heute: "Viktoria-Quartier") gedacht. Mit den Eignern Deutsche Bank, Realprojekt und Viterra wurde für die Museumsräume ein Preis von 23,5 Millionen Mark vereinbart. Jetzt schlossen die Finanzverwaltung und die Investoren auch den Vertrag über das Studentendorf ab: . Auf dem Areal sind Luxuswohnungen geplant. Morgen beschäftigt dies erneut den Vermögens- und den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses.

Die Reihe der Kritiker wird derweil immer länger: In einem offenen Brief ans Abgeordnetenhaus verlangte der Landesdenkmalrat "die Erhaltung und Sanierung sowie die Fortsetzung der gegenwärtigen Nutzung". Die 1959 eröffnete Siedlung stelle "ein künstlerisch hochwertig und idealtypisch gestaltetes Bau- und Gartenensemble" dar. Zudem erinnert man daran, dass die US-Regierung den Bau finanziert hatte, was zur "würdigen Pflege" verpflichte. Auch der Vorstand des Studentenwerkes protestierte vor wenigen Tagen. Allein in den vergangenen zwölf Monaten seien 2100 Wohnheimplätze aufgegeben worden; die rund 13 000 verbliebenen würden dringend gebraucht.

Das Studentendorf hat Platz für 1061 Bewohner. Diese Kapazität wie auch die 957 Plätze im Wohnheim Storkower Straße in Lichtenberg seien vor allem für internationale Austauschprogramme nötig. Eine neue Lösung, um den Kaufpreis für die Museumsräume zu finanzieren, präsentierte gestern der Grünen-Haushaltsexperte Arnold Krause: Das Land Berlin solle die 23,5 Millionen Mark sofort zahlen und dafür eine verzinsliche Anleihe beim Studentenwerk aufnehmen, das über Rücklagen von 27 Millionen Mark für Wohnheim-Modernisierungen verfügt. Zur Rückzahlung solle der Senat das Wohnheim Storkower Straße, den Parkplatz des Studentendorfs und drei weitere Grundstücke verkaufen. Auch Zehlendorf solle einen finanziellen Beitrag leisten. Krause betonte, dass die Sanierung des Studentendorfs laut einem Gutachten des Architekten Peter Molliné 36 Millionen Mark kosten würde, die Modernisierung des Lichtenberger Heims aber 55 Millionen. Die PDS-Fraktion warf Krause gestern vor, er spiele "gleichwertige Interessen gegeneinander aus". Auch die Plätze an der Storkower Straße seien unverzichtbar.

Die Parlamentsausschüsse hatten die Entscheidung zuletzt vertagt. Falls der Grundstückstausch nicht besiegelt wird, droht die Ansiedlung des Museums in Kreuzberg zu scheitern: "Wir werden uns nicht auf Neuverhandlungen einlassen", stellte der Sprecher der "Viktoria Quartier"-Investoren, Willo Göpel, klar. "Dann kann sich das Museum ein Zelt in Köpenick suchen."

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