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Berlin: Das Berlinale-Nesthäkchen

Mit 19 Jahren sitzt Frédéric Jaeger in einer Jury, die deutsche Filme für Frankreich auswählt

Frédéric Jaeger trägt den Berlinalepass um den Hals und nippt an einem Glas Sekt. Der 19jährige Deutsch-Franzose ist das jüngste Mitglied der Berlinale Jury „Dialogue en perspective“. Die Nesthäkchenrolle stört ihn nicht: „Ich bin es gewohnt, der Jüngste zu sein.“ Nach zwölf Jahren Schule am französischen Gymnasium in München ist er seinen Kommilitonen oft ein Jahr voraus. Für ihn ist mit der Nominierung ein Traum in Erfüllung gegangen. „Ich habe mich wahnsinnig gefreut.“ Der französische Sender TV5 und das Deutsch-Französische Jugendwerk haben eine siebenköpfige Jury von Deutschen und Franzosen zwischen 19 und 29 Jahren zusammengestellt. Sie wird unter zwölf Wettbewerbsfilmen einen deutschen Streifen aussuchen, der auf der deutschen Filmwoche in Paris laufen soll. Erklärtes Ziel des undotierten Preises: dem französischen Publikum den neuen deutschen Film näher bringen.

300 Deutsche und Franzosen haben ihre Bewerbung eingeschickt, darunter auch Frédéric Jaeger. Er studiert an der Freien Universität Philosophie und Filmwissenschaften. „Wenn man Film machen will, sollte man vorher eine andere Erfahrung gemacht haben, sei es, durch die Welt zu reisen oder im Café zu sitzen und Menschen zu beobachten.“ Frédéric Jaeger dreht selbst, möchte später im Film arbeiten. Gerade bastelt er an einem Dokumentarfilm über Schauspieler auf Filmfestivals.

Über die zwölf ausgesuchten Filme hat er absichtlich nichts gelesen. „Ich wollte sie ganz auf mich wirken lassen, sie sehen wie normale Kinogänger.“ Er hofft, dass dauerhaft mehr deutsche Filme in Frankreich laufen. „Da gibt es noch zu wenig Austausch.“

Für die drei Deutschen und vier Franzosen ist es eine anstrengende Zeit. Jeden Tag müssen sie Filme anschauen, diskutieren, und schließlich den besten aussuchen. Viel Zeit für die anderen Wettbewerbsfilme wird ihnen nicht bleiben. Frédéric Jaeger will sich trotzdem einige nicht entgehen lassen. „Vor allem die Filme ohne Verleiher sind interessant. Man wird sie wahrscheinlich nie im Kino sehen können.“

Und die Uni? „In Filmwissenschaften fallen ohnehin viele Veranstaltung während der Berlinale aus“, sagt Frédéric Jaeger. Die Scheine für das laufende Semester hat er nicht gefährdet. Seine Eltern dürfte das ohnehin nicht stören. „Sie sind sehr stolz auf mich.“ cof

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