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Berlin: Das Brücke-Museum ist jetzt einbruchsicher

Aber gravierende Mängel in übrigen Häusern: Neue Alarmsysteme kosten Millionen / Wiedereröffnung in Dahlem

Von Amory Burchard

Berlins Museen sind nicht einbruchssicher. „Gravierende Mängel“ an den Sicherheitssystemen seien in diesem Sommer festgestellt worden, sagte Kultur-Staatssekretärin Krista Tebbe am Freitag. Sie zu beheben, werde das Land einige Millionen Euro kosten. Anlass der Überprüfungen war der Kunstraub im Brücke-Museum im April. Eine Diebesbande war durch ein eingeschlagenes Fenster in das Haus im Dahlemer Bussardsteig eingestiegen und hatte sechs wertvolle expressionistische Gemälde gestohlen.

Die Alarmsirene an der Fassade hatten die Ende Mai festgenommenen Diebe zuvor mit Bauschaum zum Schweigen gebracht, ein rotes Warnlicht mit einem Karton abgedeckt. In ähnlich schlechtem Zustand sind offenbar auch die Sicherungssysteme der anderen staatlichen Museen. Die Kosten für ihre Erneuerung, so Tebbe, wolle man trotz der Haushaltsknappheit aufbringen. Eine Arbeitsgruppe mit Mitarbeitern des Landeskriminalamtes, der Stadtentwicklungs- und Kulturverwaltung habe bereits eine Prioritätenliste erstellt. Einzelheiten zu den Sicherheitsmängeln wollte Tebbe nicht preisgeben – aus Sicherheitsgründen. Auch die Bauverwaltung wollte zu diesem „Tabu-Thema“ keine Stellung nehmen.

Bislang wurden nur im Brücke-Museum eine neue Alarmanlage und Sicherungen an Fenstern und Türen installiert. Diese Maßnahmen kosteten 120 000 Euro, sagte Museumsdirektorin Magdalena Moeller. Jetzt entspreche das Sicherheitssystem des Brückemuseums internationalem Standart. Das Museum wird nach einer viermonatigen Schließung am heutigen Sonnabend mit der Ausstellung „August Macke und die rheinischen Expressionisten“ wiedereröffnet. Die Kollegen vom Bonner Kunstmuseum, so Moeller, hätten keine Bedenken gehabt, einen Großteil der 178 Werke der Ausstellung an die Brücke zu verleihen.

Im Morgengrauen des 20. April waren drei aus Jugoslawien stammende Männer ins Brücke-Museum eingestiegen und hatten in wenigen Minuten sechs Bilder von Heckel, Nolde, Kirchner und Pechstein von den Wänden der Dauerausstellung aus den Beständen des Museums genommen. Die Rahmen der Gemälde wurden Ende April aus der Spree gefischt, die herausgeschnittenen Bilder kurz vor Pfingsten in einer Tempelhofer Wohnung gefunden. Auf die Spur der Täter kam die Polizei durch einen Zufall: Zwei Wochen nach dem Kunstraub schnappte sie in einem Weddinger Optikergeschäft drei Einbrecher auf frischer Tat. Ein DNA-Vergleich anhand einer Blutspur und ein bei den Einbrechern gefundenes Werkzeug überzeugten die Polizei, dass es sich um die Brücke-Räuber handele. Zwei der mutmaßlichen Einbrecher und drei Hehler sitzen in Untersuchungshaft. Ein 36-jähriger Verdächtiger ist weiterhin auf der Flucht.

Das Diebesgut des Brücke-Kreises ist unterdessen schon seit Wochen ins Brücke-Museum zurückgekehrt. Allerdings liegen die Werke noch so im Depot, wie die Polizei sie fand: Aus den Rahmen geschnitten, durch das Aufrollen oberflächlich leicht beschädigt. Restauriert werden können die Bilder aber noch nicht. Erst nach dem Prozess gegen die nicht geständige Bande, der voraussichtlich Ende des Jahres beginnen soll, wird die Staatsanwaltschaft sie freigeben. Brücke-Direktorin Moeller rechnet nun nicht mehr damit, die kommende Ausstellung der Brücke-Sammlung im Januar 2003 mit den geretteten Bildern eröffnen zu können.

Das am schwersten beschädigte Gemälde, Max Pechsteins „Junges Mädchen“, hat Magdalena Moeller inzwischen von Restauratoren begutachten lassen. Das Bild hatten die Diebe der Länge nach in zwei Hälften zerschnitten. Doch die Leinwandfäden könnten an der Schnittstelle nahtlos miteinander verwoben und das Gemälde ohne sichtbare Spuren retuschiert werden, erklärte Moeller sichtbar erleichtert.

August Macke im Brücke-Museum, Bussardsteig 9 (Dahlem), bis 5. Januar, täglich von 11 bis 17 Uhr, dienstags geschlossen.

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