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Berlin: Das Dach der Schweiz

Wo Züricher Düfte auf Berliner Träume trafen

Das Dach der Schweizer Botschaft gehört zu den beliebtesten Treffpunkten der Berliner Gesellschaft. Es gibt wenige Plätze, von denen aus man den Wandel der Stadt so wunderbar verfolgen kann. Vor elf Jahren gab es den direkten Blick auf den verhüllten Reichstag frei. An die Kuppel war da noch nicht zu denken, auch nicht an das schräge Dach vom Potsdamer Platz, ans Kanzleramt etc. Und nun der neue Hauptbahnhof, die neue Brücke über die Spree... Beim großen Fest zum Nationalfeiertag ließ der neue Botschafter Christian Blickenstorfer eigens Tickets fürs Dach ausgeben, damit es dort oben nicht zu voll wurde. Er selbst gehörte zur ersten Gruppe wie auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowerei t, der frisch gebräunt und sonor ergraut aus dem Urlaub ein Hände-Schüttel-Fieber mitgebracht hat. War das schon der gesellschaftliche Wahlkampf-Auftakt? Nein, nein. Normalerweise geht er aus diplomatischen Gründen gar nicht zu Nationalfeiertagen, da alle 180 ja sowieso nicht zu schaffen sind. Da er aber gerade im April beim Sechseläuten in Zürich für verstärkte Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Städten geworben hatte und sich dort bei einem Umzug der Zünfte vor Blumensträußen weiblicher Fans kaum retten konnte, sah er hier eine Ausnahme erlaubt. „Zürichs Duft in der Berliner Luft“ war nämlich das Motto des Abends. Während von den unteren Buffets im Garten der Duft des Geschnetzelten bis aufs Dach emporstieg, kurbelte oben der Regierende unterm Spiel der Wolken die Zukunftsträume der Umstehenden dahin gehend an, wie sich die Gegend noch entwickeln werde, Richtung Hamburger Bahnhof und Richtung Wedding.

Auf dem Boden musste er sich dagegen eher profanen Fragen nach seiner Haarfarbe stellen. Eigentlich ungerecht, bei einer Frau würde niemand fragen, weil viele automatisch davon ausgehen, dass die Farbe sowieso nicht echt ist. Vor der schönen Schweizer Nationalhymne gab es gefühlvolle Reden, unter anderem von der Züricher Regierungspräsidenten Verena Diener . Neu waren die vielen Zaungäste von außen, der Bahnhof hat die Gegend wirklich belebt. Unter den Gästen waren kaum Glamour-Größen, dafür viele bodenständige Honoratioren, wie der Unternehmer Hartwig Piepenbrock , BMW-Chef Wolfgang Wagner und Bremens Staatsrätin Kerstin Kießler . Bevor das große Feuerwerk gezündet wurde, an dem sich die Geladenen wie die Zaungäste zusammen erfreuten, hatte auch Klaus Wowereit Feierabend gemacht mit dem Händeschütteln und drückte stattdessen lieber eine Eistüte. Bi

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