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Berlin: Das Geld seiner Kunden bei sich selbst angelegt Geständiger Finanzberater betrog Kunden um rund 430000 Euro

„Das ist eine ganz andere Welt“, sagte der Angeklagte. Umsätze, Konferenzen, Seminare, Bewunderung – „das war wie eine Droge“.

„Das ist eine ganz andere Welt“, sagte der Angeklagte. Umsätze, Konferenzen, Seminare, Bewunderung – „das war wie eine Droge“. Die erfahrenen Richter staunten zu seiner Verwunderung nicht. Sascha J., ein redegewandter Mann von 32 Jahren, ist ein Betrüger. Als Finanzmanager eines Wirtschaftsdienstes hatte er Kunden eigenmächtig Aktien und angeblich hoch verzinste Festgeldanlagen angeboten. Das Geld aber ließ er auf sein Privatkonto fließen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Schaden von rund 430000 Euro aus.

„Meine Mutter hatte mir abgeraten“, stöhnte der Angeklagte gestern zu Beginn des Prozesses. „Ich hätte auf sie hören sollen.“ Er, ein gelernter Hotelfachmann, habe sich vor etwa zehn Jahren auf das ihm fremde Geschäftsparkett begeben. Reich wollte er werden. „Das hat mich geprägt.“ Zunächst lief alles recht gut. Zeitweise arbeiteten in seinem Team bis zu 32 Mitarbeiter. Doch Anfang 2001 habe er plötzlich allein und mit Schulden dagestanden. „Extreme Existenzängste“ hätten ihn gequält, sagte der Angeklagte. „Wie im Nebel tat ich dann Dinge, für die ich mich heute sehr schäme.“

Zehn Kunden wurden seine Opfer. Er sei davon ausgegangen, dass diese Anleger die Gelder im Gegensatz zu ihm erst einmal nicht brauchen würden, meinte Sascha J. Er habe sich gesagt: „Gehen die Aktien nach oben, gibst du das Geld zurück und schüttest auch noch Prozente aus.“ Doch laut Anklage nutzte er nur geringe Summen für Aktiengeschäfte, um misstrauische Anleger zu beruhigen oder zu neuen Geldanlagen zu bewegen.

Sein persönlicher Lebensstandard dagegen schnellte in die Höhe. Vom Kleinwagen stieg er auf einen Jaguar um. „Meine damalige Lebensgefährtin hat dieses Auto geliebt“, meinte der junge Vater. Wenn das Auto vor dem Haus stand, hätten die Leute gestaunt: „Der macht Geld.“ Eine teure Urlaubsreise gönnten sie sich und eine Haushaltshilfe. „Ja, so haben wir halt gelebt“, sagte der Angeklagte.

Sein Traum vom Reichtum und Posten eines Direktors platzte bereits nach einem betrügerischen Jahr. „Warum sind Sie nach den ersten Schwierigkeiten nicht in Ihren erlernten Beruf zurückgegangen?“, wollte der Vorsitzende Richter wissen. Der recht smart wirkende Sascha J. schüttelte den Kopf. „Aufgabe ist wie Schwäche, wie bei einem Boxer, der nicht aufsteht und den Kampf verliert.“ Nun muss er mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt. K.G.

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