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Berlin: Das Gerücht, die Rolling Stones träten am Axel-Springer-Haus auf, trieb tausende Jugendliche in die Fänge der Stasi

Ost-Berlin, am 7. Oktober 1969: Die Ulbrichtsche Republik schickte sich vor dreißig Jahren an, ihren 20.

Ost-Berlin, am 7. Oktober 1969: Die Ulbrichtsche Republik schickte sich vor dreißig Jahren an, ihren 20. Geburtstag zu feiern. Die Jugendlichen der Hauptstadt der DDR bewegte allerdings etwas anderes. In Windeseile hatte sich in Schulen und Betrieben herumgesprochen, dass angeblich am Abend die Rolling Stones auf dem Dach des Axel-Springer-Verlags in der Kochstrasse, also in unmittelbarer Nähe der Grenze, auftreten sollten. Es wusste zwar niemand, wer das Gerücht in die Welt gesetzt hatte, dennoch versammelten sich abends zunächst auf dem Alexanderplatz einige hundert Rockfans, um so nah wie möglich an die Grenze zu kommen. Die Jugendlichen begannen, zunächst von der Staatsgewalt nur argwöhnisch beobachtet, nach Mick Jagger und seinen Bandkollegen zu rufen. Als dann aber auch "Die-Mauer-muß-weg"- Rufe erschallten, wurde es Stasi und Polizei zu bunt. Die Fans, die bis in die Leipziger Straße vorgedrungen waren, wurden eingekesselt und festgenommen. Die meisten ließen die Behörden nach 24 Stunden und intensiven Verhören wieder laufen. Für knapp hundert Jugendliche schloss sich die Zellentür jedoch für Wochen, in zwei Fällen sogar für Monate. Sie waren einer "Ente" aufgesessen. Die Stones haben am Abend des 7. Oktober nicht gespielt, sie waren überhaupt nicht in Berlin. Erst 1990 traten sie wieder in Berlin auf, als dann die DDR nicht (mehr) da war.

dva

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