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Berlin: Das Glück der Diamanten

KaDeWe zeigt Werke aus 150 Jahren Chopard

Die Goldene Palme von Cannes ist ein Chopard-Modell. Das Bambi, mit dem Burda alljährlich Film- und Popstars auszeichnet, ebenfalls. Der Mann, der hinter der Glamourmarke steht, macht freilich einen sehr geerdeten Eindruck. Still lächelnd zeigte Karl Scheufele gestern in der Eingangshalle des KaDeWe bei der Eröffnung der Chopard-Ausstellung den schlichten Holzschemel, auf dem er als 15-Jähriger seine Uhrmacherlehre in Pforzheim absolviert hat. Dann hielt der freundliche 72-Jährige einen Ring aus seinem Hause hoch, einen großen gelben Diamantring zum Preis von fünf Millionen Euro, der normalerweise tief im Safe liegt. Ringsum sind heftig funkelnde Uhren zu sehen mit losen Diamanten drin. Weil die so frei beweglich sind, hat seine Frau sie „Happy Diamonds“ getauft.

Karl Scheufele III., Uhrmacher in dritter Generation, hat es weit gebracht. Schon als junger Mann, als das Uhrengeschäft noch gar nicht so gut ging, wollte er international tätig werden und begab sich auf die Suche nach der passenden Marke. In der Schweiz traf er auf den Uhrmacher Paul-André Chopard. Dessen Söhne wollten das Unternehmen nicht weiterführen. Der eine wurde Banker, der andere Missionar. Im Jahr 1963 verkaufte Chopard an Scheufele.

Der hatte mehr Nachfolgeglück mit seinen Kindern. Beide wollten schon in jungen Jahren ins Unternehmen eintreten und teilen den Hang ihres Vaters zu großen Visionen. Tochter Caroline entwirft vor allem Schmuck, eine Tierkollektion zum Beispiel, die in Teilen auch in der KaDeWe-Ausstellung zu sehen ist. Ihr teuerster Entwurf war eine Uhr im Wert von 26 Millionen Schweizer Franken. Die ließ sich freilich erst verkaufen, nachdem die kostbaren herzförmigen Diamanten wieder herausgelöst worden waren und sie nur noch 1,5 Millionen kostete.

In diesem Jahr feiert das mittelständische Familienunternehmen 150-jähriges Jubiläum. Mit über 1700 Mitarbeitern ist Chopard heute weltweit in 124 Ländern vertreten. Der Durchbruch kam 1974, als die von den Glitzertropfen eines Wasserfalls inspirierte „Happy Diamonds“-Uhr die „Goldene Rose“ von Baden-Baden gewann. Karl Scheufele hat in seinem Leben über 50 Uhren getragen, einige davon sind im Chopard-Museum in Genf zu sehen, das auch die Uhrensammlung seines Großvaters aufgenommen hat.

Seine Frau Karin, eine gebürtige Berlinerin, musste gestern zu Hause bleiben, weil immer einer von der Familie in der Genfer Zentrale präsent ist. Sie nimmt im Unternehmen den Posten des Troubleshooters ein, ist zur Stelle, wenn etwas nicht klappt. Schon über 50 Jahre sind die beiden verheiratet. Mit 15 hat er sie kennengelernt. Sie ging auf der anderen Straßenseite, trug Pferdeschwanz und Ringelsöckchen, und er hat sie gleich ins Kino eingeladen. Gefragt nach seinem liebsten Schmuckstück, erwähnt Scheufele die Brosche, die er ihr als junger Ehemann selbst entworfen hat: ein Blumenstrauß am goldenen Band. Elisabeth Binder

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