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Berlin: Das Goya kämpft ums Überleben

Der ambitionierte Club hat Schwierigkeiten und setzt alles auf eine Karte: Freier Eintritt an den nächsten Wochenenden

Neun Wochen nach der Eröffnung steckt der Nachtclub „Goya“ offenbar in großen finanziellen Schwierigkeiten. Offenbar sind seit der Öffnung des Clubs deutlich weniger Gäste als erforderlich gekommen. Nach Tagesspiegel-Informationen sind außerdem die Baukosten viel höher ausgefallen als geplant. Das übt finanziellen Druck auf das „Goya“ aus. Die Zahl der Mitarbeiter wurde drastisch reduziert. Peter Glückstein, Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft, die den Club betreibt, dementiert allerdings, dass der AG finanziell die Puste ausgeht. „Wir werden uns aus eigener Kraft erholen.“

Jetzt versucht er mit frischem Geld und einem offenen Brief das Ruder herumzureißen. Die nächsten beiden Wochenenden verzichtet das Haus auf den Eintritt. „Nächte der offenen Tür“ nennt Glückstein das: „Wir laden alle ein, sich ein eigenes Urteil zu bilden.“

Das ist nötig, denn die Startphase verlief nicht wunschgemäß. Etwa 3200 Besucher braucht der Club pro Wochenende, um überlebensfähig zu sein. Im Januar kamen zu wenig, um den riesigen Club am Nollendorfplatz mit seinen 2600 Quadratmetern rentabel zu betreiben. 35 Mitarbeiter hat die AG nach eigenen Angaben zuletzt nach Hause schicken müssen. Sie sollen wieder arbeiten können, wenn der Laden brummt.

Dass es dazu kommt, glaubt Glückstein seit dem vergangenen Wochenende. Da hat er nach eigenen Angaben die benötigten Besucherzahlen erreicht. Zwei Missverständnisse seien für den schlappen Start des Goya verantwortlich. „Wir haben unser Marketing darauf ausgerichtet, Aktionäre zu gewinnen“, sagt Glück- stein. Zwischen 1980 bis 3960 Euro haben die 2700 Aktionäre bezahlt, um sich eine exklusive Mitgliedschaft zu sichern.

„Wir hatten gehofft, bei dieser Zahl alleine schon besuchsmäßig auf der sicheren Seite zu sein“, sagt er, also immer ausreichend Publikum im Goya zu haben. Doch viele der Aktionäre waren selber noch nicht einmal dort. In einem Brief an die Aktionäre wird er morgen schildern, wie die Lage aussieht. Er will die Aktionäre aufrütteln: „Sie sind die Basis dieses Clubs. Kommen Sie und schieben Sie das Schiff mit an.“

Das zweite Missverständnis, so Glück- stein: „Wir sind keine Exklusiv-Veranstaltung für Leute, die nur im Anzug oder Abendkleid kommen.“ Er versichert: „Turnschuhträger sind uns genauso willkommen.“ Das drücke sich auch durch die Preise aus: „Zehn Euro Eintritt sind absoluter Standard, und die Cocktails kosten bei uns nicht mehr als in anderen Bars.“ Glückstein ging davon aus, dass die Berliner aus Neugier den neuen Club stürmen werden. Dazu kam es nicht.

Eine Änderung am Konzept schließt er jedoch aus. Es bleibt bei der Weltmusik mit Salsa, Jazz und afrikanischen Beats, den seine DJs auflegen. Und es bleibt bei der Idee, das der Abend im Goya mit einem baskischen Dinner beginnt, das anschließend in eine Party übergeht. Das Dinner, Txoko genannt, ist fast immer ausgebucht, und im Gegensatz zum Club schon jetzt ein Erfolg.

Geöffnet ist donnerstags, freitags und sonnabends ab 18 Uhr. Dann beginnt an den Bars die Happy Hour, die dann um 22 Uhr endet. Dort, wo später getanzt wird, nehmen gegen 20 Uhr die Gäste das baskische Menü zu sich. Um 22 Uhr verändert sich die Szene komplett: Tische und Stühle verschwinden, im „Goya“ wird getanzt.

Die „Nächte der offenen Tür“ entscheiden über die Zukunft des Goya. Geht Glücksteins Kalkulation auf, hofft er den Mietvertrag für das Haus zu erfüllen – er läuft noch 24,5 Jahre.

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