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Berlin: Das Internet macht vieles leichter – auch den Betrug mit Kreditkarten

Von Annette Kögel Es ist einfach, bequem – und riskant: Das Bezahlen mit EC- oder Kreditkarte. Denn immer häufiger werden Berliner Opfer von Kartenbetrügern.

Von Annette Kögel

Es ist einfach, bequem – und riskant: Das Bezahlen mit EC- oder Kreditkarte. Denn immer häufiger werden Berliner Opfer von Kartenbetrügern. Staatsanwaltschaft und Polizei beklagen bei Straftaten im bargeldlosen Zahlungsverkehr Steigerungsraten von bis zu 70 Prozent. Oft wird das Internet zum Tatort: Betrüger rücken beispielsweise bei Versteigerungen des Internet-Auktionshauses „e-bay“ die Ware nicht heraus oder geben bei Einkäufen übers Netz einfach die Kreditkarten-Nummer eines Fremden an. „Bei der Computer-Kriminalität gibt es nichts, was es nicht gibt“, so ein Experte der Polizei.

Der Puls der Eurocard-Inhaberin erhöhte sich beim Lesen des Briefes rasant. „Um unsere Karteninhaber vor missbräuchlichen Abbuchungen zu schützen, prüfen wir regelmäßig die eingereichten Umsätze“, schreibt die Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS) aus Frankfurt/Main im Auftrag der Deutschen Bank 24 . „Mit Ihrer Kreditkarte wurden einige Verfügungen vorgenommen. Bitte teilen Sie uns mit, ob diese von Ihnen getätigt wurden.“ Wurden sie nicht: Nicht die Karteninhaberin, sondern Betrüger hatten versucht, am 2. April im Ausland Waren im Wert von exakt 2389,01 Euro zu bestellen, indem sie im Internet die fremde Kartennummer angaben. Glücklicherweise konnte die GZS die Bankkundin aber beruhigen: Der aktuellen Rechtssprechung zufolge wird nach einer eidesstattlichen Erklärung der Geschädigten kein Cent vom Konto abgebucht – bei solchen Fällen springen in der Regel die Versicherungen von GZS und Banken ein.

Ein Fall mehr für die Ermittler der Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft – und sie haben bereits gut zu tun. Die für Straftaten im so genannten „unbaren Zahlungsverkehr“ zuständigen Kommissariate der Kriminalpolizei in Berlin untersuchten vor zwei Jahren rund 15 400 Fälle. „Vergangenes Jahr waren es bereits 20 715“, sagt die zuständige Kripo-Inspektionsleiterin Heike Pataniak. Den größten Teil davon (65 Prozent) machen Betrügereien mit EC-Karten aus – Täter zahlen per Lastschrift und ganz ohne Geheimnummer mit gestohlenen Karten; Geschäfte buchen bei einer Kartenzahlung gleich mehrere Beträge vom Konto ab. „Diese Fälle boomen“, beklagt die Kriminaloberrätin. Rund 30 Prozent entfallen auf gestohlene Kreditkarten.

Wie die Täter an die Karten kommen? Sie tasten Briefe danach ab, angeln Schreiben aus dem Kasten, stehlen sie aus der Handtasche oder gleich beim Briefverteilzentrum. Nur bei Scheck-Betrug gibt es einen – naturgemäßen - Rückgang.

Im Vergleich zur Gesamtsumme nehmen sich die Fälle bei Betrügereien im Internet noch recht gering aus. Doch nach den Erfahrungen von Oberstaatsanwalt Manuel Petow „explodieren die Zahlen“ - Steigerungsraten von bis zu 70 Prozent. „Computer-Kriminalität ist eine Wachstumsbranche“, sagt auch Staatsanwalt Marcus Hartmann. Da werden beispielsweise Kartendaten nach dem Durchziehen durch das Zahlungsgerät gespeichert, kopiert, verkauft. Oder einfach im Internet „generiert“ – es gibt Programme, die plausibel klingende Zahlenkombinationen errechnen. Banken und GZS ziehen inzwischen nach: Die Frankfurter Zahlungsgesellschaft hat wie viele große Internet-Versandhandel-Häuser eine automatische Sicherung entwickelt, die auch bei Auslandsbuchungen im Internet anspringt: Hat die Kundin eigentlich jemals zuvor per Internet bestellt? Wird eine Karte an einem Tag in mehreren Ländern eingesetzt?

Die Chancen für die Täter, ungeschoren davonzukommen, stehen schlecht, denn sie werden schnell über E-Mail-Adresse und Provider, Kontonummer oder Postadresse ermittelt. Erst vor wenigen Tagen wurde ein Betrüger in Berlin zu drei Jahren Gefängnis verurteilt: Er hatte beim Internet-Auktionator „e-bay“ Computerzubehör angeboten und das Geld kassiert, ohne die Ware herauszurücken. Ein anderer kurioser Fall: Ein Schweizer bestellt über „e-bay“ eine Rolex-Uhr bei einem Berliner. Den Preis überweist er vertrauensselig vorab: über 30 000 DM. Sein Gegenüber steckt das Geld ein – und schickt einen Billigwecker in die Schweiz.

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