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Günter Peiritsch, Vater von drei Kindern, ist seit Mitte des vergangenen Jahres Vorsitzender des Elternausschusses in Berlin.

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Landeselternsprecher Peiritsch: „Das ist mit Stress verbunden“

Landeselternsprecher Günter Peiritsch ist mit dem neuen Aufnahmeverfahren an Berliner Schulen unzufrieden. Im Tagesspiegel-Interview kritisiert er die Vergabekriterien.

Herr Peiritsch, das Aufnahmeverfahren für weiterführende Schulen hat sich grundlegend geändert. Sind Sie damit zufrieden?
Nein, ich bin mit dem Verfahren alles andere als glücklich. Weil die Erreichbarkeit der Schule mit öffentlichen Verkehrsmitteln bei der Auswahl der Schüler jetzt keine Rolle mehr spielt, können Eltern die Kinder an vermeintlich guten Schulen in ganz Berlin anmelden. Man kann deshalb nur schwer abschätzen, wie viele Schüler auf stark nachgefragte Schulen zuströmen und wie hoch die Chancen für Eltern sind, ihr Kind dort unterzubringen. Das ist ein Verfahren, das mit unvergleichbarem Stress verbunden ist.

Viele Schulen wählen ihre Schüler nach dem Notendurchschnitt aus. Finden Sie das richtig?

Nein, meiner Meinung nach ist das nicht in Ordnung. Durch die hohe Bedeutung der Noten wird verhindert, dass sich die Schulen ein Profil geben und nach diesem Profil ihre Schüler zusammensetzen.

Wie reagieren die Eltern?
Die Eltern sind derzeit sehr verunsichert, vor allem weil die Grundschulen einen hohen Ermessensspielraum bei der Notengebung haben. Wir haben bereits Zuschriften von Grundschulen bekommen, die von Chaos berichten. Die Eltern üben dort sehr hohen Druck auf die Lehrer aus, was die Notengebung betrifft. Der Grund dafür ist auch, dass die Eltern nicht wissen, wie die Grundschule ihre Kinder im Vergleich zu anderen Schulen benotet.

Viele Eltern überlegen zu klagen, wenn ihr Kind an der Wunschschule nicht angenommen wird. Können Sie das nachvollziehen?
Ich halte das für eine sehr bedenkliche Entwicklung. Das wird ein Kampf von Eltern mit Juristen gegen Eltern ohne Juristen. Schließlich können sich nicht alle einen Rechtsanwalt leisten. Hinzu kommt, mit der Klage tun die Eltern ihren Kindern nicht unbedingt einen Gefallen. Kommen viele von ihnen mit ihren Klagen durch, kommt es zu Klassenaufstockungen. Je größer die Klassen aber werden, desto mehr leidet die Qualität des Unterrichts.

Die Oberschulen verlosen künftig 30 Prozent ihrer Plätze. Was halten Sie davon?
Ich würde es begrüßen, wenn mehr Schüler nach dem Losverfahren ausgewählt würden. Die Losquote sollte meiner Meinung nach auf 50 Prozent erhöht werden. Das würde verhindern, dass sich sogenannte Restschulen bilden – das sind Schulen, die nach Ende des Aufnahmeverfahrens noch Plätze frei haben und auf denen dann all die Schüler landen, die zuvor von keiner Schule ausgesucht worden sind.

Das Gespräch führte Carla Neuhaus.

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