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Berlin: Das Job-Ticket wird teurer

BVG und S-Bahn geben künftig geringeren Rabatt Kritiker erwarten den Verlust von Stammkunden

Die Inhaber von Job-Tickets müssen sich auf höhere Preise einstellen. BVG und S-Bahn wollen die Rabatte für diese Karten von bisher zehn bis 15 Prozent auf nur noch fünf Prozent kürzen. BVG-Kritiker befürchten, dass zahlreiche Inhaber des vergünstigten Firmentickets nach der Rabattsenkung abspringen, weil ihnen das nicht übertragbare Jobticket dann im Vergleich zur Jahreskarte keinen überzeugenden Vorteil mehr bringt. Schließlich können sie die Jahreskarte im Freundes- und Familienkreis weitergeben, was in der Regel rentabler sein dürfte als der 5-Prozent-Nachlass, den es künftig nur noch fürs Jobticket gibt. Der Preis für ein Jobticket errechnet sich, indem man von den Kosten einer üblichen BVG-Jahreskarte von derzeit noch 608 bis 640 Euro den jeweils ausgehandelten Rabatt abzieht.

Wie berichtet, will die BVG ihre Tarife auch allgemein ab 1. August erhöhen, und zwar um rund sieben Prozent bei Monats- und Jahreskarten. Hinzu kommt der Rabattabzug beim Job-Ticket vom gleichen Zeitpunkt an. Die geringere Fünf- Prozent-Vergünstigung soll für alle Verträge ab 1. August gelten. Bei bestehenden Verträgen ändert sich im Normalfall erstmal nichts – bis die Verlängerung ansteht.

Während die BVG erwartet, mehr Geld einzunehmen, sagen ihr Kritiker Einnahmeeinbußen und den Verlust langjähriger Stammkunden voraus. Vor ein paar Monaten hieß es bei der BVG, von etwa 75000 Firmenticket-Kunden bei ihr und der S-Bahn würden höchstens 1000 abspringen; die Einnahmen aber um 2,4 Millionen Euro steigen. Jetzt sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz: „Es wird Kündigungen geben, aber nicht in nennenswerter Zahl.“

Das bezweifelt der Fahrgastverband IGEB. „Das ist eine klassische Scheuklappen-Rechnung von Betriebswirtschaftlern“, sagt der Vize-Vorsitzende Matthias Horth. Andere Verkehrsverbände gewährten Firmen zehn Prozent Rabatt. Nach Horths Einschätzung wird die Job- Ticket-Umstellung die BVG und S-Bahn „deutlich mehr als tausend Kunden kosten.“ Das erwartet auch die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Hämmerling. Zudem, sagt sie, könnten viele bisherige Job-Ticket-Inhaber auf Monats- oder Jahreskarten umsteigen, weil diese wenigstens übertragbar sind.

Großabnehmer des Job-Tickets sind die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), wo von 28000 Mitarbeitern 9000 die vergünstigte Fahrkarte beziehen, sowie der Senat und verschiedene Verlage. Dort heißt es unisono: Wie viele Mitarbeiter künftig auf das Firmenticket verzichten, sei nicht absehbar.

Im Sommer kommenden Jahres will die BVG nach eigenen Angaben eine Zwischenprüfung vornehmen. So könne man reagieren, falls die Kritiker Recht behalten. Mittelfristig wollen die Planer das Firmenticket aber am liebsten abschaffen.

Marc Neller

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