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Berlin: Das kontrollierte Klassenzimmer

Der Schul-Tüv kommt: Inspektoren-Teams suchen demnächst 36 Schulen auf, um die Qualität zu begutachten

Rund 1000 Lehrer bekommen Besuch: Der Schul-Tüv geht um. 15 freiwillige und 21 ausgeloste Schulen werden die ersten in Berlin sein, deren Arbeit von Schulinspektoren untersucht wird. Der Termin steht schon fest: Ende März geht’s los. Die Ergebnisse werden in Einzelberichten zusammengefasst, die der jeweiligen Schulkonferenz, dem örtlichen Schulrat, dem Volksbildungsstadtrat, nicht aber dem Bildungssenator vorgestellt werden.

„Wir wollen pro Jahr rund 150 Schulen besuchen“, kündigt die zuständige Oberschulrätin Hannelore Kern an. Dies bedeutet, dass in fünf Jahren alle 764 öffentlichen Schulen einmal „dran“ gewesen sein werden. Dann geht es von vorn los. 44 Inspektoren gibt es insgesamt, darunter acht Schulaufsichtsbeamte, 18 Lehrer und 18 Schulleiter. Sie bilden Dreier-Teams, die durch Eltern verstärkt werden sollen. Anders als geplant gehören den Teams zunächst weder Vertreter der Wirtschaft noch der Wissenschaft an. Mit den Universitäten soll es lediglich „im Januar Gespräche geben“. Die Industrie- und Handelskammer hat aus „Kapazitätsgründen“ die aufwändige Mitarbeit abgelehnt. Auch die Handwerkskammer sieht jetzt „Zeitprobleme“, will aber später gern mitmachen.

Ein Kommunikationsproblem scheint es zwischen Oberschulrätin Kern und den Eltern zu geben. Während Kern gestern sagte, dass sich zu wenig Eltern für die Inspektorenarbeit gemeldet hätten, berichtete Landeselternsprecher André Schindler, es gebe genug Eltern. Er habe den Eindruck, dass „Frau Kern uns am liebsten gar nicht dabei hätte“. Tatsächlich hatte die Oberschulrätin ihre Pläne zunächst ohne die Eltern gemacht, war dann aber von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) aufgefordert worden, sie doch zu beteiligen. Seitdem herrscht nicht die beste Stimmung zwischen Schindler und Kern. Allerdings hat die Oberschulrätin bereits beschlossen, die vermeintlichen Lücken mit Inspektoren anderer Bundesländer zu füllen, in denen es den Schul-Tüv schon gibt.

Die 36 Schulen, die ab dem 27. März inspiziert werden, hat man bereits vor Weihnachten informiert. Im Februar sollen sie Unterlagen einreichen, so dass sich die Inspektoren auf die Visiten vorbereiten können. An den zwei bis vier Tagen, die sie an den Schulen zubringen, werden sie 70 Prozent der Lehrkräfte jeweils 20 Minuten im Unterricht besuchen. Zudem wird die Atmosphäre an der Schule begutachtet. Ergänzend spricht das Team mit einer Lehrer-, Schüler- und Elterngruppe. Schließlich wird erwartet, dass die Lehrer einen Fragebogen ausfüllen. Das alles fließt in den Abschlussbericht ein. „Wichtig ist, dass die Schulen mit diesem Bericht nicht allein gelassen werden“, sagte gestern FDP-Bildungsexpertin Mieke Senftleben. Für ihren CDU-Kollegen Gerhard Schmid ist die entscheidende Frage, ob es gelingt, Eltern, Wirtschaft und Wissenschaft systematisch zu beteiligen. Zudem dürfe nicht der Kontrollgedanke im Vordergrund stehen. Vielmehr müsse den Schulen bei der Qualitätsentwicklung geholfen werden.

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