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Zwischenraum. Das Schlawinchen in Kreuzberg an einem Morgen um 6.30 Uhr.

© David Heerde

Das Leben in Berlin: Insel der verdammten Jugend

Werd endlich erwachsen! Sagen Eltern ihren in Berlin lebenden Kindern. Ein Essay über den Zwang, zwanglos zu bleiben. Lesen Sie hier einen Auszug aus unserer Reportage und den ganzen Text im digitalen Kiosk Blendle.

Mit jedem Tag, den man in Berlin war, hatte man weniger Lust, sich noch einmal den Anforderungen Westdeutschlands zu stellen“, schreibt Oskar Roehler in seinem Roman „Herkunft“. Der Protagonist, Anfang zwanzig, schlägt in einem West-Berliner Hinterhofloch die Zeit tot, weggelaufen vor der Schulabschlussprüfung in einer fränkischen Kleinstadt Mitte der 1980er Jahre. Ein Vierteljahrhundert später weht in Berlin das Versprechen der ewigen Adoleszenz noch immer. Die Stadt lockt als Provisorium, als Moratorium für das Erwachsenwerden, inzwischen für Menschen aus der ganzen Welt.

Was auch immer „erwachsen“ heißen mag.

Wohl nirgends in der Republik wird der Kampf mit diesem Begriff und dem von ihm Benannten so offen ausgetragen wie in der Hauptstadt. Ob in Berlin-Filmen wie „Oh Boy“, „Am Himmel der Tag“, „Berlin Calling“, „3 Zimmer/Küche/Bad“, „Käpt’n Oskar“. Oder in Berlin-Bestsellern wie Sarah Kuttners „Wachstumsschmerz“, „Ist das Liebe oder kann das weg“ von Michael Nast oder „Hamma wieder was gelernt“ von Markus Kavka.

Bis hin zu sich auf Berlin beziehenden essayistischen oder akademischen Auseinandersetzungen mit den Ursachen oder Folgen des Phänomens der großstädtisch überdehnten Jugend, zu finden etwa in Frank Schirrmachers „Methusalem-Komplott“, in „Wir haben keine Angst“ von Nina Pauer oder in Heinz Budes „Generation Berlin“. Im Theater taucht das Thema auf, wie bei René Polleschs „Kill your Darlings“ an der Volksbühne oder Jan Friedrichs „Szenen der Freiheit“ am Deutschen Theater. Sogar in der englischsprachigen Literatur wird immer wieder Berlins Einzigartigkeit als Ort des konstanten Dazwischenseins umspielt, wie bei Cloe Aridjis’ „Book Of Clouds“ oder „This Must Be The Place“ von Anna Winger.

Offensichtlich will das Publikum genau das haben. Die Geschichte einer Verzögerung des Erwachsenwerdens, die aus der Stadt heraus erwächst, aus ihren Menschen; an der man teilhaben kann, wenn man will; die Berlins Stadtbild beeinflusst, mit Graffiti, Bauwagen, den Spuren des Improvisierten, Nicht-Angekommenen.

Aber ist das Moratorium Berlin heute nicht nur noch einer dieser sich selbst nährenden Großstadtmythen, kolportiert vor allem von Tourismuswerbern – und in der Folge von Touristen? Wie auch der Mythos von den „Freiräumen“ in Berlin – der Stadt, in der „alternative Lebensmodelle“ noch leben, in der „Utopien“ noch nicht wie anderswo begraben wurden?

Die Suche nach dem Phänomen beginnt in dem Ortsteil, der Suchende seit über 30 Jahren anzieht. Und dort an einem Ort, an dem sich so viel von dieser Verzögerung abspielt. Sie beginnt in einer Kneipe in Kreuzberg, an der Grenze zu Neukölln. Im

Die ganze Reportage lesen Sie hier für 45 Cent.

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