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Berlin: Das mobile Kinderzimmer

Der Spielwagen e. V. betreut Kinder während ihrer Freizeit. Weil ein Fahrzeug verschrottet werden musste, braucht der Verein Hilfe

So groß war die Resonanz noch nie: Fast 270 Vereine und Initiativen haben sich beim Tagesspiegel für die Spendenaktion „Menschen helfen!“ beworben. Wir haben 56 ausgewählt – und stellen einige Projekte stellvertretend vor. Heute: Das Spielmobil und der Schülerclub von Spielwagen e.V.

„Mann über Bord!“ In die Erde sind Haken geschlagen, um die Seile gespannt sind. Sie stellen ein Schiff dar – und das hat gerade einen Passagier verloren. Die Kinder werfen einen rot-weiß bemalten Fahrradschlauch nach draußen – den Rettungsring. Mit dem daran befestigten Seil ziehen sie den verloren gegangenen Passagier zurück an Bord. Die blaue Plane über dem Gras ist schön rutschig und gibt eine prima Wasserfläche ab.

Solche und andere Spiele veranstaltet der Verein Spielwagen e. V. bereits seit 28 Jahren. Jeweils ab dem Frühjahr ist er auf Plätzen in Friedrichshain-Kreuzberg unterwegs, bringt vormittags Spielzeug, betreut die Kinder und packt abends seine Sachen wieder zusammen. Jetzt im Winter sind Schüler zum Schülerclub in die Schreinerstraße eingeladen, um dort Spielsachen zu bauen oder an Breakdancegruppen teilzunehmen. Hier hat der Verein seine festen Räume. Volker Hedemann steht in der Schatzkammer: Kisten stapeln sich hier bis an die Decke, manche sind beschriftet. „Zirkus“ oder „Klanginstrumente“ steht darauf. Bunte Stoffe quellen heraus, die silbernen Schellen eines Tambourins blitzen hervor. Über einem Schreibtisch ist ein kleines Regal an die Wand genagelt. Auf ihm sind Boxen voller Karteikarten mit Ideen zu Spielen verstaut. „Viele sind von uns selbst entwickelt“, sagt Hedemann stolz. In einer benachbarten Schule sind die größeren Geräte untergebracht, etwa das Rhönrad.

Derzeit können die vielen Sachen allerdings nur mit einem ausrangierten Feuerwehrwagen von Mercedes-Benz transportiert werden. Der zweite Wagen, ein 20 Jahre alter Fiat Ducato, wurde bereits verschrottet. Spielwagen e. V. braucht nun dringend einen neuen Wagen, denn der Verein hat bisher auch Projekte von Schulen begleitet. Donnerstags bot er im letzten Jahr außerdem Aktionen an der Weberwiese und am Hohenstaufenplatz an. Ohne ein zweites Transportmittel ist das nicht zu machen. Geld bekommt der gemeinnützige Träger der offenen Kinder- und Jugendarbeit für zwei Stellen und für einen Teil der Materialkosten. Ein Auto lässt sich davon nicht bezahlen.

Außerdem hätte der Verein gerne eine dritte bezahlte Stelle. Denn in den Schulferien stürmen bis zu 120 Kinder auf die Spielsachen los. Die Pädagogen müssen sich immer etwas Neues einfallen lassen. Gleichzeitig müssen sie ein Auge auf die Kinder haben, nicht nur der Sicherheit wegen. „Wir bauen im April zehn Scheesen“ – so heißen Rikscha-ähnliche Wagen. „Am Ende des Jahres sind manchmal nur noch drei da.“ Der Rest wurde geklaut.

Viele, die mit dem Spielmobil groß geworden sind, packen heute ehrenamtlich mit an. Das ersetze aber keinen dritten Pädagogen, sagt Hedemann. Nicht immer sind die Schulkinder einfach. Viele, die in den Görlitzer Park oder zu einem anderen der sechs Plätze kommen, stammen aus schwierigen Verhältnissen.

Die Sozialpädagogin Astrid Dulich gibt 2008 ihren Einstand. Sie findet das Spielmobil mit seinen kreativen Möglichkeiten genau richtig: „So findet spielerisch eine Förderung statt.“ Zu Beginn der Osterferien am 17. März fährt sie das erste Mal mit raus – nach Möglichkeit im neuen Transporter. Matthias Jekosch

Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Kto.-Nr.: 2500 30 942, BLZ: 100 500 00. Onlinebanking ist möglich. Bitte notieren Sie Namen und Anschrift, Spendenbelege schicken wir dieses Jahr schneller zu (www.tagesspiegel.de/spendenaktion).

Matthias Jekosch

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