zum Hauptinhalt
Mahlzeit. Berlins Schulessen ist verbesserungsfähig, meinen Experten.

© Mike Wolff

Das Negative überwiegt: Einheitsbrei: Berlins Schulessen im Test

„Zu viel Fleisch, zu viel Fett, zu wenig Gemüse“: Tester berichten wenig Gutes über Berliner Schulessen. Von angebrannten Schnitzeln und einem Haar in den Spaghetti.

„Farbspiel war nicht vorhanden, es war einfach ein Brei“, berichtet ein Koch in Ausbildung von der Brillat-Savarin-Schule vom Testessen an einer Berliner Schule. Gemeinsam mit der Vernetzungsstelle Schulverpflegung haben Azubis an zwei Tagen 30 Berliner Schulessen verkostet und ihre Ergebnisse bei der Tagung „Berliner Schulverpflegung 2.0 – Eine Qualitätsoffensive“ diesen Montag im Berliner Abgeordnetenhaus präsentiert. 13 Berliner Schulen, davon sieben Grundschulen und sechs weiterführende Schulen, haben die Testesser besucht. Ein Hähnchenschnitzel war angebrannt, einmal fanden sie ein Haar in den Spaghetti. Oft gab es Nudeln mit Sauce, das Gemüse war verkocht oder nicht vorhanden. Das Negative habe überwogen, so das Fazit, vieles war nur akzeptabel. Auch Positiv-Erfahrungen wie vegetarische Gemüsebuletten, die bei den Schülern sehr gut angekommen seien, wurden beim Blick auf den Speiseplan getrübt. Das Gericht gehörte mit einem Preis von 4,50 Euro zu den teuersten auf der Speisekarte, Pommes kosteten hingegen 1,50 Euro. An einer Berliner Schule ist zwei- mal pro Woche Pommes-Tag. „Zu viel Fleisch, zu viel Fett, zu wenig Gemüse“, resümiert Annette Voigt, Köchin und Berufsschullehrerin an der Brillat-Savarin-Schule. Man hätte aber noch mehr Tests, auch an mehreren Tagen pro Woche machen müssen, um einen wirklichen Überblick zu bekommen.

In sieben von zwölf Bezirken sind die Qualitätsstandards für Schulessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DEG) Teil der Vertragsbedingungen für Zulieferer. Eltern zweifeln daran, dass diese Standards eingehalten werden oder unter den derzeitigen Vertragsbedingungen mit niedrigen Preisen eingehalten werden können. Die Tagung wurde organisiert von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin in Kooperation mit dem Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses. Gemeinsam mit Caterern, Eltern und Schülern sollten das Mittagsangebot an Berliner Schulen untersucht und Qualitätskriterien definiert werden. Mitte November will der Bildungsausschuss über die Ergebnisse beraten. Dann werde man auch über Geld sprechen müssen, sagte die Ausschussvorsitzende Renate Harrant (SPD).

Und was essen Tagesspiegel Leser? Das sehen Sie in unserer Galerie "Zeigt her eure Teller":

Manche Qualitätsstandards lassen sich auch gut auf einem Foto erkennen, sagt Ulrike Arens-Azevedo. „Der beige Teller“ nennt die Ernährungswissenschaftlerin von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg, die früher auch eine Berliner Schule geleitet hat, ein Schulmittagessen, bei dem sich die Farbe des Porzellans, der Nudeln am Teller, der Sauce und der vom Fisch nicht wesentlich unterscheiden. Die Qualität des Schulmittagessens hat laut Arens-Azevedo viele Dimensionen. Neben kurzen Transport- und Wartezeiten sollte das Essen nicht mehr als 30 Minuten warm gehalten werden. An Berliner Schulen sind oft drei Stunden und länger Standard.

Schon jetzt bemühen sich Eltern, beim Essen an Berliner Schulen mitzureden. Es gibt Essenskommissionen mit Eltern, Schülern und Erziehern. An der Hanna-Höch-Grundschule in Reinickendorf können die Schülersprecher einen Monat im Voraus zwischen drei Gerichten wählen. Die Eltern hätten an vielen Schulen aber keine Einsicht in die Verträge mit den Zulieferern, sagt Cornelia Partmann von der AG-Schulessen des Landeselternausschusses. An manchen Schulen lägen die Verträge nicht mal den Schulleitern vor. Sie fordert, dass Schulen aus einer Liste zertifizierter Anbieter wählen können.

Zur Startseite