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Berlin: Das Reisetagebuch des Regierenden (5)

Klaus Wowereit besucht Mexiko. Heute: Kultur-Jogging und steppende Hengste

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Adios, Mexico City. Klaus Wowereit ist am Mittwoch nach Guanajato gefahren, wo er das Festival „Internacional Cervantino“ miteröffnen soll. 200 Musiker, Maler und Theaterleute sind aus Deutschland zu diesem größten Kulturfest Lateinamerikas gekommen, viele davon aus Berlin.

Kaum ist er da, eilt der Regierende ins Restaurant, um mit der fröhlichen Kulturministerin Sari Bermúdez und dem Gouverneur Juan Carlos Romero Hicks zu speisen. „Schon wieder Essen für Deutschland“, lästert Wowereit. Aber zugenommen hat er auf dieser Reise noch nicht. Im Guanajato besteht erst recht keine Gefahr, weil der Mann aus Berlin stundenlang von einem Ereignis zum nächsten hetzen muss. Ab zur alten Universität, die die in den Fels gebaute Stadt wie eine Trutzburg überragt. Erst wird der französische Teil des Festivals eingeweiht. Weiter zur Skulpturenausstellung, zu zwei Kirchen und in mehrere Museen, dann kann im Geburtshaus des Malers Diego Rivera der deutsche Teil des Cervantino-Festivals eröffnet werden. Als kleines Bonbon gibt der Regierende Bürgermeister bekannt, dass die Philharmoniker 2006 nach Mexiko kommen werden und die Kulturministerin schenkt ihm ein strahlendes Lächeln. In dem winzigen Raum ist kaum Platz zum Atmen, im Hintergrund rumort eine Klanginstallation. „Eine echte Herausforderung“, murmelt Wowereit. „Was ich hier mache, ist wohl Kultur-Jogging.“

Gegen Abend landen alle in der Alhóndiga de Granaditas, wo die Mexikaner 1810 die Spanier in die Knie zwangen. Hinter dem gewaltigen Gebäude liegt eine Freiluftarena, in der das Festival eröffnet wird mit einem bunten Zauber aus mexikanischer Musik, Totengesängen, Indianer- und Maskentänzen. Als auf der Bühne zwei Gauchos ihre mächtigen Pferde nach der Musik tanzen lassen, ist Wowereit ganz euphorisch. „Steppende Hengste habe ich noch nicht gesehen, besser als die Kessler-Zwillinge.“ Zur Pause müssen die Ehrengäste leider weg, das Feuerwerk bekommen sie gerade noch mit, dann geht es in die Oper. Zwei Stunden atonaler Herausforderung liegen noch vor ihnen.

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