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Berlin: Das Risiko fährt mit: Der letzte Fahrgast war der Mörder

Die schlimmsten Befürchtungen der Kripo wurden wahr: Der am Donnerstagabend in einem Wald bei Bernau entdeckte Tote ist der vermisste Berliner Taxifahrer Carlos Alberto Heinz. Der mutmaßliche Mörder ist ebenfalls tot: Der 22-jährige Mario G.

Die schlimmsten Befürchtungen der Kripo wurden wahr: Der am Donnerstagabend in einem Wald bei Bernau entdeckte Tote ist der vermisste Berliner Taxifahrer Carlos Alberto Heinz. Der mutmaßliche Mörder ist ebenfalls tot: Der 22-jährige Mario G. war mit dem geraubten Mercedes mit hoher Geschwindigkeit bei Eberswalde verunglückt. Wo Mörder und Opfer sich begegneten, wissen die Ermittler nicht. In den letzten 15 Jahren blieben sechs Morde an Taxifahrern ungesühnt. "Es ist erschreckend, dass nur ein Fall geklärt wurde", sagte ein Beamter der Mordkommission: "Es gibt bei Morden an Taxifahrern immer extrem wenig Spuren, keine Zeugen und so gut wie nie Verbindungen zwischen Täter und Opfer."

Auch dieser Fall wäre nie geklärt worden - wenn der Täter nicht kurz nach der Tat verunglückt wäre. Gegen 7 Uhr am Mittwoch war der 22-Jährige mit überhöhter Geschwindigkeit auf der B 2 bei Eberswalde gegen Bäume gerast, offensichtlich nach einem Wildunfall. Der polizeibekannte Mario G. wurde wie das Fahrzeug völlig zerfetzt. Zunächst ging die Polizei davon aus, dass der Tote der Taxifahrer ist. Erst als in dem zerstörten Mercedes das Bajonett einer Kalaschnikow, eine Schreckschusspistole sowie ein vom Blut einer fremden Blutgruppe getränkter Handschuh gefunden wird, kommen die Beamten dem Verbrechen auf die Spur. Das letzte Lebenszeichen des 37-jährigen Opfers ist ein Telefonat mit seinem Chef am Mittwoch kurz nach Mitternacht. Was in den Stunden danach passiert, darüber rätseln die Ermittler in Eberswalde und Berlin.

Der von Wildfraß völlig entstellte und durch Schüsse und Messerstiche getötete Taxifahrer wurde von Zeugen erst 36 Stunden später in einem Wald zwischen Börnicke und Löhme im Kreis Barnim entdeckt - auch Mario G. ist aus dem Barnim.

Auch die Potsdamer Polizei wurde von dem Verbrechen alarmiert. Denn sie sucht seit vier Monaten vergeblich den Mörder des Berliner Taxifahrers Siegfried Mischke. Der 45-Jährige war am 18. August in Potsdam-Babelsberg erschlagen in seinem Fahrzeug entdeckt worden. Auch in diesem Fall hat die Kripo derzeit keine Spuren oder Hinweise mehr, denen nachgegangen werden kann. Kurz nach der Tat hatte die Polizei eine Belohnung von 10 000 Mark ausgesetzt - vergeblich. "Alle Hinweise sind abgearbeitet", sagte eine Ermittlerin. Da im Fall Mischkes nach Tagesspiegel-Informationen DNA-Spuren sichergestellt worden waren, wird jetzt ein Zusammenhang mit dem jüngsten Mord überprüft. Auch Mischke wurde wie Carlos Heinz zwischen 1 Uhr und 6 Uhr überfallen, auch damals ging die Fahrt über die Berliner Stadtgrenze. Zwischen 1988 und 1992 hatte es eine Serie von vier Morden gegeben - alle Fahrer waren mit Kopfschüssen getötet worden. Geklärt wurde nur der Mord an Bekir. G: Der Mörder war betrunken und hatte seine Jacke im Wagen vergessen.

Der Arbeitskreis Taxisicherheit rät allen Fahrern zu äußerster Vorsicht. "Sehr viel liegt am eigenen, überlegten Verhalten", sagte Gerhard Uhlig vom Arbeitskreis. Dazu gehört, immer auf einem klaren Fahrtziel zu bestehen, keine vollen Geldbörsen zu zeigen, sich bei Fahrten über die Stadtgrenze bei der Zentrale abzumelden - und bei Gefahr das vereinbarte Codewort durchzugeben. "Erst an zweiter Stelle steht die Technik", sagt Uhlig. 50 der 7000 Berliner Taxen haben eine Glasscheibe hinter dem Fahrersitz, 250 eine Videokamera und fast 2000 sind durch Satelliten ortbar.

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