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Berlin: Das Runde im Eckigen

WM-Vorfreude: 13 Weltliteraten lesen Fußballtexte

Fußball und Literatur haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Der Fußball ist rund, das Buch eckig, Autoren suchen nach den richtigen Worten, gute Fußballer dagegen verstehen sich wortlos. Ausgerechnet Fußballer und Schriftsteller sollen nun Ende Januar für zwei Tage in Berlin aufeinander treffen, zum „Kopfball-Gipfel der Weltliteraturen“. Abseits des Spielfeldes fördert der Deutsche Fußballbund (DFB) zur WM 2006 Schriftstellerprojekte, die sich um den Fußball drehen. Kurator André Heller möchte damit beweisen, „wie uns das große Sportereignis auch intellektuell anzuregen vermag“.

Die Idee für den Literaturgipfel mit 13 Weltliteraten wie Henning Mankell, Javier Marías oder Péter Esterházy (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2004) stammt von Jürgen Wertheimer von der Universität Tübingen. Bisher, so der Literaturprofessor, hätten sich Weltliteratur und -fußball kaum berührt. Dabei gebe es mehr Gemeinsamkeiten als man glauben mag: Das Fußballspiel sei ein 90-minütiges Abbild des Lebens mit all seinen Emotionen. Nicht anders, so Wertheimer, sei das mit Romanen. Auch hier werde das Leben simuliert – nur eben nicht zwischen An- und Abpfiff, sondern zwischen zwei Buchdeckeln. Deutschland müsse aufhören, Fußballliteratur als Satire, Schleichwerbung oder Heimatgesang zu verurteilen, kritisiert Burghard Spinnen. Der 1956 geborene Autor hat in Büchern wie „Der Reserve-Torwart“ den Fußball zum Thema gemacht und vertritt beim Literaturgipfel die deutsche Seite der WM-Literatur.

Wie gut Fußball und Worte zusammenpassen, sollen bereits die Namen der Veranstaltungen beweisen: Die Lesungen stehen unter dem Motto „Zuspiel“, die Diskussionen heißen „World Cup I: Buch und Ball“ und „World Cup II: Die Verführung des Spielerischen“. Bei der Abschlussdiskussion „Seitenwechsel“ treffen Autoren auf Vertreter des Fußballs wie die Nationalspielerin Nia Künzer oder den Schiedsrichter Bernd Heynemann.

Kopfballspieler: Ein Gipfel der Weltliteraturen, 20. bis 21. Januar 2006 im Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16 in Mitte. Eintritt drei Euro, Infos unter www.dfb-kulturstiftung.de

Anne-Dore Krohn

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