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Berlin: Das seriöse Glitzern

Beim ARD-Hauptstadttreff übte die deutsche Mediengesellschaft das verschärfte Networking

Auf Finanzminister Hans Eichel stürzten sich die Fotografen, als wäre es wirklich das erste Mal. Dabei war der 1. ARDHauptstadttreff doch nur eine von vielen glitzernden Perlen im Partyreigen dieser Woche. Vergleiche zu den vorangegangenen Festen von Focus und Bertelsmann wurden zwar immer wieder angestellt, waren von den Veranstaltern aber gar nicht gewollt. „Wir sind sehr froh, dass wir diese Sache ausschließlich mit Hilfe von Sponsoren, also ganz ohne Gebührengelder finanzieren“, sagte RBBIntendantin Dagmar Reim.

Langjährige Korrespondenten staunten über die Beleuchtungs-Effekte, die das ARD-Hauptstadtstudio für die Party schmückten. Ansonsten war die stilistisch vergleichsweise bescheiden aufgezogen, getreu der Devise, die Studioleiter Thomas Roth ausgab: Es ist wichtig, das Bemühen um Seriosität zu verstärken, wo „das Misstrauen gegenüber Politik und Journalismus nicht geringer wird.“

Der Hauptstadttreff lieferte einen weiteren Beleg dafür, wie sehr sich Berlin inzwischen zum Zentrum des deutschen Networkings entwickelt hat und stetig weiter entwickelt. So findet ein viel beschäftigter Produzent und Moderator wie der in Luxemburg ansässige Frank Elstner die Ballung von Medienereignissen äußerst praktisch, weil man innerhalb kürzester Zeit vieles erledigen kann und sich danach so manche Reise in andere deutsche Städte sparen kann.

Natürlich trafen in dieser Woche häufiger dieselben Leute aufeinander, aber immer in wechselnden Konstellationen. Altkanzler Helmut Kohl kam früh zur ARD und saß neben dem Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Jüsten, auf einem der Barhocker. CDU-Chefin Angela Merkel absolvierte einen strahlenden Auftritt im weißen Chanel-Jackett, und die grüne Ministerin Renate Künast gab im leuchtend roten Hosenanzug mitten im Raum ein Koalitionsbekenntnis ab. Moderatorin Sandra Maischberger in dunkelrotem Samt bevorzugte eher die stillen Ecken. Die Minister Otto Schily und Peter Struck zeigten in gedeckten Tönen Präsenz im Scheinwerferlicht, SPD-Chef Franz Müntefering stieß später dazu. Aber da waren die Blitzlichter schon etwas müde geworden. Bi

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