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Berlin: Das sieht ihm ähnlich

Der Mann vom SPD-Plakat gleicht Klinsmann. Das ärgert dessen Berater

Dieses Lächeln, dieser Blick, ist das nicht – Jürgen Klinsmann? Nein, er ist es nicht. Der junge Mann mit dem gewinnenden Wesen auf dem Wahlplakat der SPD heißt Daniel Kind und ist nicht Bundestrainer des WM-Teams 2006, sondern Berliner Student. Dass die SPD einen vermeintlichen Klinsi-Look-Alike auf ihr Wahlplakat gebannt hat, bringt ihr nun aber mehr Probleme als Imagegewinn: Auch Klinsmanns PR-Berater Roland Eitel ist die Ähnlichkeit aufgefallen. „Das Plakat erweckt den Eindruck, als würde sich Jürgen Klinsmann politisch äußern. Das möchte er aber sicher nicht“, sagte Eitel dem Sportinformationsdienst sid. Die SPD weist alle Vorwürfe, sie wolle mit dem WM-Bonus auf politischem Spielfeld punkten, von sich. Gestern erklärten Berlins Genossen das dem Klinsmann-Anwalt schon mal am Telefon.

Klinsmann ist jedenfalls kein Genosse, Daniel Kind schon. Er jobbt in der Kneipe „Wahlkreis“ in Mitte, spielt selber Fußball und „findet die ganze Sache lustig. Ich bin aber noch nie auf eine Ähnlichkeit angesprochen worden“, sagt er mit Berliner Dialekt. „Wir haben für die Kampagne authentische Sozialdemokraten im Bekanntenkreis gesucht“, sagt der Sprecher der Berliner SPD, Hannes Hönemann. So ist Kind Mitglied der SPD Lichtenberg. „Wir haben niemanden gecastet“, sagt Hönemann, „und erst recht nicht haben wir absichtlich jemanden ausgewählt, der dem alten Bundestrainer ähnelt.“

Wenn man den Mittzwanziger Kind auf anderen Motiven und erst recht in Natura vor sich sehe, erkenne man, „dass er weit entfernt davon ist, als Klinsmann-Double Baumärkte zu eröffnen“, sagt der SPD-Sprecher. Kind sei viel kleiner und eben auch jünger. Zudem mache der Termin des Fotoshootings für das Plakat, auf dem auch die Lebensgefährtin des Lichtenberger Genossen zu sehen ist, deutlich, dass niemand an einen WM-Bonus denken konnte. Das Foto wurde am 12. Juni aufgenommen. Da war die WM zwar gerade angelaufen und das erste Spiel gegen Costa Rica gewonnen, „aber die Entscheidung fürs Plakat wurde schon viel früher getroffen“. Zudem konnte damals niemand ahnen, in welch’ schwarzrotgoldenen Glückstaumel das Land noch fallen würde. „Bei der Vorstellung des Plakats am 4. August waren wir selbst erstaunt, dass da eine Ähnlichkeit mit dem früheren Bundestrainer erkannt wurde.“ Das alles erzählte Landesgeschäftsführer Rüdiger Scholz jetzt dem Klinsmann-Berater.

Auf welche Taktik sich auch immer der Klinsmann-PR-Berater und die Marketingexperten der Genossen einigen: Wer sich das „Klinsmann“-Motiv in 250er Auflage anschauen will, muss sich beeilen. Am Wochenende werden Daniel Kind und Freundin vom Nachfolgemotiv abgelöst. Bei allen anderen Plakaten soll man aber keinerlei Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Persönlichkeiten erkennen können.

Annette Kögel

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