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Berlin: Das Taxi-Chaos hat Methode

Der Streit um Passagiere in Schönefeld und Tegel ist eskaliert. Auch an anderen Flughäfen gibt es Ärger – zum Nachteil der Kunden.

Ab Januar dürfen Berliner Taxis am Flughafen Schönefeld in Brandenburg keine Fahrgäste mehr aufnehmen. Umgekehrt gilt das Verbot am Flughafen Tegel für Taxis aus dem Landkreis Dahme-Spreewald. Auch an anderen deutschen Flughäfen gibt es zum Teil kuriose Regelungen, wie eine Tagesspiegel-Umfrage ergab. So ist der Flughafen Leipzig/Halle ebenfalls ein Zwei-Länder-Airport. Er liegt in Schkeuditz (Landkreis Nordsachsen), dennoch dürfen hier auch Taxifahrer aus Leipzig und dem in Sachsen-Anhalt gelegenen Halle auf Passagiere warten. Wer einen Reisenden in die jeweils andere Stadt fährt, darf am Ziel allerdings keine Fahrgäste aufnehmen.

Einst waren sich die Fahrer aus Leipzig und Halle wenig grün, es gab getrennte Spuren und beim Streit um die Fahrgäste kam es sogar zu Handgreiflichkeiten. Doch das sei seit Jahren vorbei, sagt Winfried Bahr, Geschäftsführer der Taxi- und Mietwagengenossenschaft Halle. Das gelang ganz ohne behördliche Beteiligung. Die Vertreter der großen Taxizentralen einigten sich, seitdem gibt es nur noch eine Wartespur. Ein Beispiel auch für Berlin und Brandenburg, meint Bahr.

Am Flughafen Stuttgart hat man ebenfalls einen Kompromiss gefunden. Neben den Wagen aus der Landeshauptstadt dürfen auch Taxis aus dem Landkreis Esslingen, die eine Flughafenlizenz besitzen, Fahrgäste in Empfang nehmen. Hier geht die Einigung sogar so weit, dass die Esslinger in Stuttgart Fahrgäste aufnehmen dürfen und die Stuttgarter im Landkreis.

Ganz anders sieht es am Flughafen Hannover aus. Weil der in Langenhagen liegt, dürfen ankommende Passagiere nur von einem der rund 100 dort zugelassenen Taxis in die Landeshauptstadt gefahren werden. Weil diese dort wiederum keine Laderechte haben, gelangen umgekehrt Reisende nur mit einem der gut 600 Hannoveraner Autos zum Airport. Im Bestreben, gegenseitige Konkurrenz auszuschließen, kommt so – ebenso wie vermutlich bald in Berlin – auf jede Tour eine umweltschädliche Leerfahrt. Nur zu den großen Messen werden die gegenseitigen Restriktionen aufgehoben.

Ähnlich ist es in Köln/Bonn, wo sich der Flughafen zwar weit außerhalb in Porz befindet, dies aber dennoch ein Ortsteil von Köln ist. Folglich ist der Airport für Bonner Taxis tabu, ebenso wie die Halteplätze in der ehemaligen Bundeshauptstadt für die Kölner gesperrt sind. Und auch am Hamburger Flughafen haben trotz vieler Fluggäste aus Schleswig-Holstein Taxis aus dem Nachbarland nichts verloren.

Klare Schranken gibt es an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main. Weil der auf dem Stadtgebiet der Mainmetropole liegt, dürfen hier trotz der Lage an der Grenze von Hessen und Rheinland-Pfalz ebenfalls nur Taxis aus Frankfurt Fahrgäste aufnehmen. „Bei uns gibt es keine Diskussionen“, so Hans-Peter Kratz, Vorsitzender der örtlichen Taxi-Vereinigung, die zudem einen Nutzungsvertrag mit der Flughafengesellschaft Fraport hat. Will ein Passagier nach Wiesbaden oder Hanau, sind den Fahrern auch dort die Halteplätze versperrt, und sie müssen leer zurück.

In München, wo der neue Flughafen 1992 fast 30 Kilometer nordöstlich der Stadt eröffnet wurde, gibt es einen eingeschränkten Kompromiss. Hier dürfen nicht nur Taxen aus den örtlichen Landkreisen Erding und Freising, sondern auch aus Stadt und Landkreis München die 2000 Plätze nutzen.

Und in der bayerischen Metropole gibt es zwei ausgewiesene Haltestellen, an denen auswärtige Fahrer auf Fahrgäste warten dürfen. Weil man sich mit den übrigen Beteiligten bisher nicht einigen konnte, stehen dort bisher aber nur Wagen aus der Flughafengemeinde Oberding.

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