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Berlin: Das Theater "Vineta" in Neukölln ist hundert Jahre alt

Lampenfieber geht nicht vorüber. Über 13 Jahre spielt Barbara Grunow nun schon Theater.

Lampenfieber geht nicht vorüber. Über 13 Jahre spielt Barbara Grunow nun schon Theater. Nervös sei sie trotzdem vor jedem Auftritt, erzählt die 55-Jährige. Wenn der Vorhang fällt, werde sie dafür entschädigt. "Der Applaus ist der schönste Lohn". Ein "unbeschreibliches" Gefühl überkomme sie dann auf der Bühne.

In ihrem bürgerlichen Leben ist Barbara Grunow Verwaltungsangestellte im Weddinger Sozialamt. Doch davon erzählt sie nicht so gerne. Zwar habe sie seit ihrer Kindheit Schauspielerin werden wollen, sich aber nie getraut, es hauptberuflich in dem unsicheren Metier zu versuchen. Dafür spielt Grunow im Neuköllner Amateurtheater Vineta, einer der 15 Amateurbühnen der Stadt. Hundert Jahre ist es gerade alt geworden, Grunow ist im Geburtstagsstück "Von Null auf Hundert" als Moderatorin und als Lilli Marleen zu sehen.

Unter anderem Pförtner und Postboten, Bierkutscher und Beamte opfern allwöchentlich ein bis zwei Abende, um im Vineta-Verein auf den sprichwörtlich weltbewegenden Brettern zu stehen. Das war um 1900 nicht anders, als das Amateurtheater in einer Kneipe des Weddinger Vinetaplatzes gegründet wurde. Ursprünglich gehörten die Vereinsmitglieder zu einem Fussballclub, doch sie hatten das Kicken satt. "Durch theatralische Aufführungen" wollten sie fortan "das Interesse auf dem Gebiet der dramatischen Kunst fördern". Auf die Sitzungen durfte laut Satzung aber auch "Fidelitas, mit Tanz und Vorträgen" folgen.

Dass es sich bei Vineta 1900 e.V. um einen typisch deutschen Verein, mit Kassierer, ersten und zweiten Vorsitzenden, Schriftführer und Wimpel handelt, sieht man der Revue "Von Null auf Hundert" nicht an. Gut 30 Darsteller wirbeln da in farbenprächtigen Kostümen über die Bühne des Theaters in der Passage, die man sich mit der Neuköllner Oper teilt. In der selbstgebauten Kulisse einer Alt-Berliner Kneipe stellen sie epochenweise die Geschichte der Amateurbühne nach. Da wird Schieber und Foxtrott getanzt, zeichnet Zille seine Portraits, treten die Comedian Harmonists und die Beatles auf, wird in den Sketchen ordentlich berlinert.

Vor allem Lachen sollte das Publikum, findet Barbara Grunow, die auch Vereinsvorsitzende ist. Wenn es allein nach ihr ginge, würden hauptsächlich Komödien gespielt. Jährlich drei Produktionen bringt Vineta auf die Bühne, das Programm ist eine Mischung aus Bildungs-, Märchen- und Unterhaltungsstücken, es reicht vom "Zerbrochenen Krug" bis zum "Dschungelbuch". Wer mag, kann sich dem Verein übrigens anschließen, nur Hoffnungen auf eine Hauptrolle sollte man sich bei rund 60 spielbegierigen Mitgliedern nicht gleich machen. TOBIAS ARBINGER

Weitere Vorstellungen von "Von Null auf Hundert": Freitag, 21.1.; Sonnabend, 22.1. und Sonntag, 23.1. in der Theater in der Passage, Karl-Marx-Straße 131. Karten 15 Mark. Vorbestellung unter Tel.: 6867785.

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