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Berlin: Das traurige Ende einer Probefahrt

„Zieh’ was Ordentliches an und versuch, heute ’ne Probefahrt mit dem Maybach zu bekommen“, sagt der Chef dem Redakteur. Der freut sich und versinkt in Gedanken schon in dicken Polstern hinterm Steuer dieser Wahnsinnssuper-Luxuslimousine, schwebt wie auf Wolken durch die Stadt.

„Zieh’ was Ordentliches an und versuch, heute ’ne Probefahrt mit dem Maybach zu bekommen“, sagt der Chef dem Redakteur. Der freut sich und versinkt in Gedanken schon in dicken Polstern hinterm Steuer dieser Wahnsinnssuper-Luxuslimousine, schwebt wie auf Wolken durch die Stadt. „Dann fahr’ ich zum Maybachufer und markier’ den dicken Maxen. Das wird ’ne tolle Geschichte“, verspricht er, und der Chef plant schon die große Sonderseite ein.

Also nichts wie schnell nach Hause, rein in die gebügelte Hose und ab zum neuen Maybach-Center. Schon am Informationsstand kommt die Ernüchterung. Die Dame am Schalter achtet nicht auf die Kleidung. Kein Maybach mehr da, sagt sie freundlich. Leider schon abgeholt, nach dem Event vom Vortag. Wann wieder ein Maybach kommt, sei unklar. Und wenn, dann stünde er sicher hinter Glas. Sie selbst hätte auch noch keinen gesehen. Hmm. Keine guten Aussichten für die große Maybach-Reportage. Aber vom Salzufer kommt der tröstende Hinweis, einen Maybach-Sachverständigen am Potsdamer Platz um Rat zu fragen.

Dort ruft der Redakteur als Otto-Normalmillionär an und fragt arglos nach einer Probefahrt. „Kein Problem“, heißt es, und das klingt, als fielen Weihnachten, Ostern und der Anfang der Großen Ferien auf einen Tag. Aber die Freude währt nur eine Zehntelsekunde. „Nächstes Jahr, vielleicht übernächstes“, sagt der Mann. Die Warteliste sei so lang, und wie lang, könne er gar nicht sagen, weil es keine Strichliste gebe. Die vorgestellten Fahrzeuge, sagt er, seien schon nauf dem Weg nach Paris, wo sie Ende September im Autosalon gezeigt werden sollen. Später stelle man sie der Motorpresse vor, und dann kämen sie wieder zurück nach Berlin, aber wann genau, wisse man nicht.

„Ist ’ne tolle Geschichte“, sagt der Chef dem enttäuschten Redakteur. „Für paar Zeilen reicht’s“.C. v. L.

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