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Berlin: Das war doch was

Nikos Skalkottas ist auch nach seiner Wiederentdeckung seit den sechziger Jahren einer der großen Unbekannten in der Musik des 20. Jahrhunderts geblieben.

Nikos Skalkottas ist auch nach seiner Wiederentdeckung seit den sechziger Jahren einer der großen Unbekannten in der Musik des 20. Jahrhunderts geblieben. Als er vor 50 Jahren in Athen starb, erinnerte sich fast niemand daran, dass der unauffällige Geiger auch ein bedeutender Komponist gewesen war. 1904 geboren, lebte er bis 1933 in Berlin, studierte unter anderem bei Schönberg. Berlin war auch die einzige Stadt, wo er als Komponist einige Bekanntheit erreichte. Hier wurden viele seiner Werke uraufgeführt, deren Partituren fast alle verloren gingen, als er sie bei seiner Abreise zurückließ.

Zu Skalkottas 50. Todestag gibt es nun wieder Möglichkeiten, seine Musik zu erleben: Bevor am 8. 12. das Ensemble Oriol die "Zehn Skizzen" spielt, hat sich das Scharoun-Ensemble zweier Werke angenommen, darunter dem fast einstündigen Konzert Nr. 3 für Klavier, zehn Bläser und Schlagzeug, einem dicker Brocken. Im Klavierpart ist das ein hochvirtuoses Stück, der Bläsersatz ist klanglich dicht und verlangt einiges an rhythmischer Schärfe und Präzision. Der verdienstreichen Aufführung durch Vladimir Stoupel und das von Christoph Mueller geleitete Ensemble merkte man leider an, dass sich die Musiker noch nicht so ganz in die irgendwie monströse Partitur hineingehört hatten. So klang alles dynamisch äußerst einförmig, formal ziellos und klanglich wie rhythmisch einigermaßen unklar. Sicherlich ist dieses Stück nicht gerade ein Highlight in Skalkottas Werk, verglichen etwa mit dem wunderbaren Oktett für Streicher und Bläser aus seiner Berliner Zeit. Da hört man Weill und Berg heraus, eine Besessenheit in ernster Polyphonie, wie den frechen Ton der zwanziger Jahre, alles getragen von einer eher spröden tänzerischen Energie, vielleicht die griechische Erbschaft. Hier war das Scharoun-Ensemble mit Hingabe und Kompetenz bei der Sache, spürte der Vielschichtigkeit des Tonsatzes ebenso hellhörig nach, wie den charakteristischen klanglichen Wechseln von Streichern und Bläsern. Die "Kammersymphonie" Georges Enescus mit ihren glänzend realisierten theatralischen Steigerungen und ihrer blühenden, zur Entfaltung drängenden Klanglichkeit wirkte zum Schluss als glückliche Steigerung nach Skalkottas eher spröder Musiksprache.

Martin Wilkening

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