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Nass und mild, so war es an Weihnachten und so soll das Wetter auch vorerst bleiben.

© dapd

Das Wetter: Grau, aber lau

Vögel singen, Knospen sprießen, Jogger schwitzen – denn es ist 18 Grad wärmer als vor einem Jahr. Bis in den Januar hinein soll es mild bleiben.

Berlin/Potsdam - Herrje, wer ruft denn jetzt an?, mag mancher im morgendlichen Halbschlaf am zweiten Weihnachtstag gedacht haben. Dabei waren es Rotkehlchen und Meisen, die da trällerten, von Frühlingsgefühlen ergriffen. Und beim inzwischen 13. Gänsebratenverdauungslauf durch den Grunewald kam mancher nicht nur wegen der inneren Überfüllung ins Schwitzen: Mit zehn Grad war es in Berlin nur wenig kühler als am 26. Dezember 1997. Der war mit 11,3 Grad der wärmste Weihnachtsfeiertag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1908.

Wer über den grauen Himmel murrt, sei ans Vorjahr erinnert, als am gleichen Termin minus sieben Grad waren – als Höchsttemperatur, wie Karsten Kürbis vom Wetterdienst Meteogroup betont. Während das Leben vor einem Jahr vor allem aus Schnee schippen und Autos aus Lücken schieben bestand, kann Vati seinen vierrädrigen Liebling sogar sommerbereift in die Waschanlage fahren – jetzt oder mit dem Silvesterdreck, denn es soll bis in den Januar hinein mild bleiben. Viel Sonne werden wir bis dahin allerdings nicht sehen, prophezeit Kürbis – und verweist zum Trost auf die ungewöhnlich reichlichen 2000 Sonnenstunden des zu Ende gehenden Jahres. Wer dieses statistisch so schöne Wetter gar nicht bemerkt hat: Es konzentrierte sich auf Frühling und Herbst, Der wärmste Tag des Jahres war mit 32,7 Grad bereits Ende Mai. Dafür brachte der Juli mit 202 Litern pro Quadratmeter einen Regenrekord für diesen Monat. Als im Oktober und November alle wieder im Büro saßen, schien dafür wochenlang die Sonne.

Diese „Vorbereitung“ lässt in Kombination mit der aktuellen Milde bereits die ersten Forsythien gelb und Fliederknospen grün schimmern. „Bei uns schauen auch schon die Krokusse heraus“, berichtet eine Hobbygärtnerin aus Kladow. Und ein Stadtmensch aus Prenzlauer Berg, notorischer Balkonpflanzentöter durch Unterlassen, wundert sich über seine unverdrossen blühenden Bornholm-Margeriten, während unterm Dachfenster im Treppenhaus bereits Nachbars Geranien die 2012er-Blätter austreiben.

Nach milden Wintern vermehren sich vor allem Wildschweine und Pflanzenschädlinge. Zu Letzteren zählt vor allem die Miniermotte, die sich durch Kastanienblätter frisst und darin auch überwintert. Das Pflanzenschutzamt rät, das konsequent weggeharkte Laub entweder der BSR zu überlassen oder es bis Juni im verschnürten Laubsack aufzubewahren und erst dann selbst zu kompostieren.

Dass 2011 im Mittel ein Grad zu warm war, dürfte die Ausbreitung der bei Allergikern gefürchteten Ambrosia befördern. Nach Auskunft der FU wurden 2011 in Brandenburg 5,6 Millionen Exemplare gefunden; 2010 seien es 4,3 Millionen gewesen. Aber vor der nächsten Ambrosia-Saison sind die Haselpollen dran. Wenn das Wetter so bleibt, schon in vier Wochen.

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