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Berlin: Das ZDF-"Haus am See" ist nur von aussen schön - und das ausschließlich bei angemessenem Abstand

Wie doch der erste Eindruck täuschen kann. Da spiegelt sich schon von weiten im klaren Waldsee ein helles Schloss mit einem hohen Turm, reichlich verzierten Balkons und Fenstern und einer Sommerterasse, so dass sich schnell die Vorfreude auf ein mitten im Wald verstecktes Schmuckstück einstellt.

Wie doch der erste Eindruck täuschen kann. Da spiegelt sich schon von weiten im klaren Waldsee ein helles Schloss mit einem hohen Turm, reichlich verzierten Balkons und Fenstern und einer Sommerterasse, so dass sich schnell die Vorfreude auf ein mitten im Wald verstecktes Schmuckstück einstellt. Aber je näher das Gebäude ins Blickfeld rückte, desto mehr zieht Ernüchterung ein: Die besten Tage von Schloss Dammsmühle bei Schönwalde, nördlich Berlins, müssen schon eine ganze Weile zurückliegen. An der Fassade fehlen Putz und Farbe. Ein handgeschriebener Zettel hinter der Eingangstür kündigt wenigstens ein Restaurant an, auch wenn es nur sonnabends und sonntags ab 11.30 Uhr bis zum frühen Abend geöffnet ist. Lange Zeit zuvor, so erzählen Einheimische, war das Schloß ganz dicht gewesen. Ein Hotelbetreiber endete glücklos.

Dabei hatten nach der Wende so viele Hoffnungen und Träume die Runde gemacht. Angelockt nicht zuletzt durch die ZDF-Serie "Haus am See" gaben sich Interessenten in dem geschichtsträchtigten Schloss fast die Klinke in die Hand. Vor über 300 Jahren stand hier ein schlichtes Jagdhaus. 1746 entstand eine Mühle, die elf Jahre später der Lederfabrikant und Namensgeber Peter Friedrich Damm kaufte. Doch erst der wohlhabende Adolf Friedrich Wollank macht um die Jahrhundertwende Dammsmühle zu einem Herrenhaus und Treffpunkt des Adels. Letzter Eigentümer ab 1915 war der englische Industrielle Harry Goodwin Hart, der als Jude vor den Nazis in die Schweiz flüchten mußte. Nach dem Krieg wurde das Schloss zum Gästehaus des Stasi-Ministeriums.

Ein wenig erinnert die Atmosphäre im heutigen Restaurant an die vor zehn Jahren beendete Zeitrechnung. Denn das kleine Team, das Gäste an den Wochenende bedient, hat sich mit einem alten Trick beholfen. Da es bei starken Andrang nicht alle Tisch bedienen kann, stellte es einfach Reserviert-Schilder auf.

Wer dennoch einen Platz ergattern konnte oder sich vorher anmeldete, findet auf der Speisekarte keine Überraschungen, dafür aber stolze Preise. Das Wildlachsfilet auf Blattspinat und Rieslingrahm kostet 29,50 Mark, das Schweinefilet mit Waldpilzrahm 27,50 Mark und eine Hummercremesuppe 9 Mark. Da ist lieber die Eiskarte zu empfehlen. Auf der Terasse lässt es sich dann vortrefflich darüber sinnieren, was alles aus Schloss Dammsmühle einmal werden könnte.Schloss Dammsmühle, 16352 Schönwalde, Tel. 03 30 56/825 02, zu erreichen über die B 109 bis Schönwalde, in der Nähe der Feuerwehr nach links abbiegen.

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