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In Seenot. Auf den Seen und Flüssen der Region kommen sich die Wassersportler bisweilen zu nahe. Auf dem Schlänitzsse traf es ein Segelboot, dessen Besitzer von Helfern gerettet werden mussten.

© dpa

Debatte um Powerboats: Landessportbund fordert Tempokontrollen auf den Gewässern

Auf den Gewässern häufen sich die Konflikte zwischen den Wassersportlern. Besonders in der Kritik stehen die so genannten Powerboats. Der Landessportbund fordert jetzt mehr Tempokontrollen.

Von Matthias Matern

Es war ein folgenschweres Aufeinandertreffen zweier ungleicher Wassersportler, das jetzt auch in Berlin und Brandenburg zu Forderungen nach Konsequenzen führt: Ein 73-Jähriger wurde im Juni vom Amtsgericht Kiel zu acht Monaten Haft auf Bewährung und der Zahlung von 10 000 Euro zugunsten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger verurteilt. Er hatte vor zwei Jahren an der Ostsee mit seiner 3600 PS-starken Motorjacht einen Surfer überfahren, der dadurch sein linkes Bein verlor. Auch auf den Wasserstraßen der Hauptstadtregion klagen Kanuten, Segler und Anwohner immer häufiger über rücksichtslose Besitzer hochmotorisierter Boote. Der Landessportbund Berlin (LSB) fordert daher verstärkte Geschwindigkeitskontrollen.

„Die Bootshalter verhalten sich vielerorts rüde gegenüber anderen Wassersportlern. Manche fühlen sich regelrecht in die Enge getrieben“, sagt Peter Hahn vom LSB. Besonders in der Kritik stehen laut Hahn so genannte Powerboats, die in der Regel deutlich über 100 PS haben. Zwar seien solche Boote in der Region noch selten, doch rund um den Müggelsee und entlang der Dahme bis nach Teupitz (Dahme-Spreewald) häuften sich die Beschwerden, so Hahn. „Das sind riesige Schlitten und vor allem laut.“ Bei den Beschwerden gehe es außer um den Lärm um überhöhte Geschwindigkeit und starke Wellenbildung. Am Montag seien Powerboats deshalb erstmals Thema einer Sitzung der LSB-Wassersportkommission gewesen, der auch die Verbände der Segler, Kanuten und Motorjachthalter angehören. „Es gibt bereits Stimmen, die ein totales Verbot fordern“, sagte Hahn.

Bei der brandenburgischen Polizei jedoch hält man das Powerboat-Problem bislang nicht für landesweit signifikant. „Das ist nicht wirklich ein Thema. Fahrzeuge wie das am Unfall in der Ostsee beteiligte Boot gibt es bei uns nicht. Das wäre auf Binnengewässern auch kein Sportfahrzeug mehr“, sagt Dietmar Keck, Sprecher im Landespolizeipräsidium. Allerdings gebe es am südöstlichen Berliner Stadtrand „punktuell Auffälligkeiten“.

Konflikte zwischen Motorbootführern und Seglern, Surfern und Kanuten allerdings sind in Berlin und Brandenburg jedoch beinahe an der Tagesordnung. Vor allem die Möglichkeit, große Abschnitte der Wasserstraßen ohne Führerschein mit Charterbooten befahren zu können, verursacht Probleme. Der brandenburgischen Polizei zufolge waren in der Saison 2012 allein im Bereich der Direktion West, also zwischen Potsdam und der Grenze zum Kreis Oberhavel, gemietete Sportboote an zwei Dritteln aller Sportbootunfälle beteiligt. Seit knapp einem Jahr dürfen Freizeitkapitäne ohne Führerschein sogar Boote mit bis zu 15 PS fahren – früher waren 5 PS erlaubt.

Experten zufolge sind damit Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h möglich. Dabei darf auf 40 Prozent der Wasserstraßen ohnehin nicht schneller als 12 und auf weiteren 19 Prozent nicht schneller als 20 km/h gefahren werden. Oft genug werden die Tempolimits von Motorbooten nicht eingehalten, behauptet zumindest Karl-Heinz Hegenbart, Vorsitzender des Verbandes Brandenburgischer Segler. Das größte Problem aus Sicht der Segler seien die Wellen, die durch die schnellen Motorboote erzeugt werden. „Wir haben hier alle sechs bis sieben Kilometer eine Brücke. Da muss der Mast jedes Mal gelegt werden. Deshalb wird der Mast meist gar nicht mehr festgemacht. Gibt es dann starke Wellen, reißen die Halterungen los und es entstehen Schäden.“ Da lägen dann die Nerven blank.

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